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Ich lief so schnell ich konnte, um vor Einbruch der Nacht noch<br />

möglichst weit zu kommen. In der Richtung, wo Malakal liegen<br />

mußte, war der Himmel rot, vielleicht ein Steppenbrand, jedenfalls<br />

eine gute Orientierung. Als es dunkler und dunkler wurde, verlangsamte<br />

ich meine Schritte, ich konnte nur noch mühsam sehen. Erst<br />

jetzt fiel mir ein, daß ich meine Taschenlampe vergessen hatte —<br />

ich war viel zu impulsiv und unüberlegt vom Wagen weggelaufen.<br />

Ein Zurück gab es nicht mehr, ich hätte den Wagen in der Nacht<br />

nicht gefunden. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit.<br />

Plötzlich hörte ich Tierstimmen — ich blieb stehen und<br />

lauschte, wie gelähmt vor Angst. Ich erinnerte mich, daß der Deutsche<br />

erzählt hatte, hier gebe es viel Wild und Löwen, und da genügend<br />

Wasser vorhanden war, holten sich die Löwen Rinder aus den<br />

großen Herden der Schilluks. Ich wagte nicht, mich von der Stelle<br />

zu bewegen.<br />

Als ich nur noch den leisen Wind hörte, ging ich vorsichtig weiter.<br />

Nach etwa einer Stunde Wegs erblickte ich in der Ferne einen<br />

schwachen Lichtschimmer. Erst glaubte ich, es wäre das Auge eines<br />

Tieres, aber der Lichtschein wurde größer, er näherte sich. Gespannt<br />

versuchte ich, in der Dunkelheit etwas zu erkennen, da sah<br />

ich die Silhouette eines Menschen, und ein Mann kam auf mich zu.<br />

Ein Schilluk stand vor mir und sprach mich verblüffenderweise in<br />

gutem Englisch an. Er war ziemlich erschrocken, mich allein hier<br />

anzutreffen, ich brachte kein Wort heraus. Er kam gerade von der<br />

Nilfähre und hatte ein Dreirad bei sich, mit dem er noch diese<br />

Nacht nach Tonga fahren wollte, wo er bei der amerikanischen<br />

Mission beschäftigt war. «Sie können unmöglich allein weitergehen»,<br />

sagte er und bot mir an, mich zum Nil zu fahren. Ich setzte<br />

mich vor ihn auf sein Rad, und wir fuhren gemeinsam zurück. Am<br />

Nilufer angelangt, bat er mich, hier auf ihn zu warten, bis er einen<br />

Schilluk fände, der mich mit einem Boot nach Malakal hinüberbringen<br />

würde. Es dauerte lange, bis mein Retter zurückkam. Die Moskitos<br />

hatten mich inzwischen total zerstochen. Tatsächlich kam der<br />

Fremde mit einem Schilluk zurück, der bereit war, mich mit seinem<br />

Boot nach Malakal zu rudern. Als ich mich dankend von meinem<br />

Retter verabschiedete, schenkte er mir sein Perlenarmband, und ich<br />

mußte ihm versprechen, ihn in der Mission aufzusuchen.<br />

Lautlos glitten wir über den Nil. Der Schilluk lenkte so sicher<br />

das Boot, das nur ein ausgehöhlter Baumstamm war, daß ich jede<br />

Furcht verlor. Es war eine traumhaft schöne Nacht. In der Luft<br />

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