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elichtet hatte, und machte Notizen in mein Tagebuch. Jemand<br />

kam summend in meine Hütte — an der Melodie erkannte ich, daß<br />

es Tukami sein mußte. Sein Ausdruck war bekümmert.<br />

«Warum lachst du heute nicht?» fragte ich ihn.<br />

Tukami sagte traurig: «Waribi nibbertaua» — meine Frau ist weggelaufen.<br />

«Warum?» Tukami zuckte die Achseln und sagte verzweifelt:<br />

«Basso weela» — kommt nicht wieder.<br />

Da kamen Knaben angerannt und riefen «Norro szanda Togadindi».<br />

In diesem Augenblick war Tukamis Problem vergessen. Wir gingen<br />

ins Freie. Eine Gruppe Nuba umringte zwei Boten, von denen einer<br />

auf einem Horn blies, während der andere mit dem «solodo» — dem<br />

Lederpatscher — mehrere Male auf die Erde schlug. Sie kamen aus<br />

den Korongo-Bergen, um die Nuba zu einem großen Ringkampffest<br />

nach Togadindi einzuladen. Auch ich wurde von dem Fieber der Erwartung,<br />

das die Boten hervorgerufen hatten, angesteckt. Alipo sagte<br />

mir, morgen ganz früh, wenn die Hähne krähen, würden die Nuba<br />

«dette dette» — weit, sehr weit gehen. Mit seinen Armen machte er<br />

eine ausholende Bewegung: «Szanda jogo» — ein großes Fest. Ich<br />

wollte den Deutschen und den Engländer verständigen, aber der Wagen<br />

war weg, wahrscheinlich holten sie Wasser.<br />

Es war noch Nacht, als Alipo mich weckte. Die Nuba hatten<br />

sich bereits versammelt. Ich lief noch einmal in die Hütte zurück,<br />

um meine Taschenlampe zu holen, und zögerte einen Augenblick,<br />

ob ich den Deutschen nicht doch verständigen sollte — aber wekken<br />

wollte ich ihn nicht.<br />

Es ging sich wunderbar am frühen Morgen, die Temperatur war<br />

angenehm, die Nuba lustig wie immer, und ich fühlte mich wohl in<br />

meiner leichten Bekleidung. Die Tasche mit den Optiken trug Alipo,<br />

die Leica gab ich nie aus der Hand. Langsam wurde es Tag. Der<br />

Himmel, an dem noch die Sichel des Mondes zu sehen war, erhellte<br />

sich. Als die Sonne über den Hügeln erschien, blitzten die vor uns<br />

liegenden gelben Felder wie Gold. Nun erreichten die Sonnenstrahlen<br />

auch uns, und augenblicklich wurde es heiß. Früher als sonst<br />

fing ich unter der glühenden Sonne zu leiden an. Das Wasser lief<br />

mir am Körper entlang wie bei einem Saunagang. Die Hitze war<br />

kaum noch zu ertragen. Selbst den Nuba war sie zuviel. Sie klagten:<br />

«Singi zepa» — die Sonne ist sehr heiß. Ich versuchte, meine aufkommende<br />

Schwäche zu verbergen. Endlich fanden wir einen schattigen<br />

Rastplatz, nachdem wir über fünf Stunden ohne Pause gegangen<br />

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