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Am Nikolausabend begrüßte ich Walter und Dieter auf dem Bahnhof.<br />

Die Fahrzeuge waren unversehrt, und Weistroffers ließen die<br />

jungen Leute gern bei sich wohnen. Die Autos wurden in ihrem<br />

Garten untergebracht.<br />

Die Kämpfe flackerten immer wieder auf. Niemand durfte nach<br />

dem Süden. Dort sollten die Unruhen noch heftiger sein. Die Schiffahrt<br />

von Malakal nach Juba war auf Monate stillgelegt. Trotz dieser<br />

angespannten Lage hatte mir Abu Bakr die Film- und Fotogenehmigung<br />

für die Nuba-Berge besorgt sowie die Fahrgenehmigung für unsere<br />

VWs und die Verlängerung unserer Visa. Nun warteten wir ungeduldig<br />

auf ein Ende des Aufstandes. Aber dann brach nach scheinbarer<br />

Ruhe noch einmal ein Sturm los, der schlagartig die Situation veränderte.<br />

Diese Kämpfe demolierten den Flugplatz so schwer, daß er<br />

geschlossen werden mußte. Unter den Toten und Verletzten waren<br />

zum ersten Mal auch Europäer. Die Hospitäler waren überfüllt.<br />

Unter den Ausländern herrschte Aufbruchstimmung, auch meine<br />

Gastgeber rechneten mit baldiger Abreise.<br />

In dieser apokalyptischen Atmosphäre kam es zu einer ersten<br />

ernsthaften Verstimmung mit meinen beiden Begleitern. Trotz der<br />

Warnung unseres Gastgebers und meines ausdrücklichen Verbots<br />

fuhren sie mit beiden Bussen in die Stadt, in der noch immer gekämpft<br />

wurde, um Post zu holen. Als sie nach Stunden noch immer<br />

nicht zurückkamen und es schon dunkel geworden war,<br />

befürchteten wir das Schlimmste. Als sie schließlich sehr spät wieder<br />

da waren und ich sie zur Rede stellte, erklärten sie im arroganten<br />

Ton, ich hätte ihnen überhaupt nichts zu sagen, sie wüßten<br />

allein, was sie zu tun hätten. Eine wenig angenehme Überraschung.<br />

Ich hätte sie sofort entlassen sollen. Als ich das andeutete, sagten<br />

sie: «Wir gehen lieber heute nach Hause als morgen.» Waren das die<br />

gleichen netten jungen Leute, die mir in München so geholfen hatten,<br />

die so begeistert waren, mitzukommen? Was hatte sie nur so<br />

verändert? Auch Weistroffers rieten mir zu, mich von den beiden<br />

zu trennen. Aber wie sollte ich hier so schnell einen Ersatz bekommen,<br />

und mein Wunsch, möglichst bald zu den Nuba zu kommen,<br />

machte mich blind und unvorsichtig. Ich hoffte, dieser Zwischenfall<br />

sei nur eine einmalige Entgleisung gewesen.<br />

Die erzwungenen Ruhetage in Khartum hatten auch ihr Gutes.<br />

Uli konnte mir alles mögliche nachschicken, was bis zu unserer<br />

Abreise noch nicht eingetroffen war, wie z. B. spezielle Wrattenund<br />

Grauverlauffilter, Kreiselstativkopf, leere 120-Meter-Büchsen,<br />

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