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des Krieges im Glauben an eine Irrlehre in ihrer Opferbereitschaft<br />

Unmenschliches geleistet. Als dann die Stunde der Wahrheit kam,<br />

blieb nur der nackte Selbsterhaltungstrieb und der Wille zum Überleben.<br />

Der Westen Deutschlands hatte einen Bundespräsidenten und<br />

einen Kanzler: Theodor Heuss und Konrad Adenauer. Die «Ostzone»<br />

wurde zur DDR. Neue politische Realitäten entstanden.<br />

In dieser Zeit erlebte ich immer wieder menschliche Enttäuschungen.<br />

Gute Bekannte von früher, denen ich zufällig begegnete, grüßten<br />

mich nicht und wendeten sich ab. Eine peinliche Situation erlebte<br />

ich in einem Atelier der «Bavaria» in München-Geiselgasteig. Hier<br />

machte Sokal zusammen mit Mainz Aufnahmen eines Remakes<br />

unseres Bergfilms «Die weiße Hölle vom Piz Palü». Sokal bat mich,<br />

die Probeaufnahmen junger Darstellerinnen mit anzuschauen, da er<br />

wissen wollte, welche Schauspielerin ich mir am besten in meiner<br />

Rolle vorstellen konnte. Meine Wahl fiel auf die damals noch unbekannte<br />

Lieselotte Pulver. Sokal wollte sie mir im Filmstudio persönlich<br />

vorstellen.<br />

Im Atelier entdeckte ich eine Eiswand aus Pappmasché und künstlichem<br />

Glitzerschnee. Sokal, der mein fassungsloses Gesicht sah,<br />

sagte: «Da staunst du, leider können wir bei der Neuverfilmung die<br />

Spielszenen nicht in den Eiswänden des ‹Palü› aufnehmen. Unser<br />

Hauptdarsteller ist kein Bergsteiger, eher ein Seemann. Wir brauchen<br />

einen berühmten Namen, einen Star, auch wenn er weder<br />

skilaufen noch klettern kann. Rate mal, wer es sein kann!»<br />

Ich hatte keine Ahnung. Da kam der Hauptdarsteller auf mich<br />

zu. Es war Hans Albers. Als er mich erkannte, blieb er wie angewurzelt<br />

stehen und rief, auf mich zeigend: «Wenn diese Person<br />

nicht sofort das Atelier verläßt, drehe ich keine Szene mehr.»<br />

Er machte kehrt und ging davon. Bestürzt stand ich allein da.<br />

Sokal war dem wütenden Schauspieler nachgelaufen. Schon einmal,<br />

vor langer Zeit, im Jahre 1926, hatte ich eine höchst peinliche<br />

Szene mit Hans Albers erlebt. Sein jetziges Verhalten war mir unbegreiflich,<br />

da er den Ruf genoß, ein Lieblingsschauspieler Hitlers<br />

gewesen zu sein.<br />

Im Gegensatz zu diesem peinlichen Auftritt trösteten mich<br />

Verehrerbriefe, die immer häufiger aus dem Ausland eintrafen. Die<br />

meisten kamen aus den USA. Dort wurden Kopien meiner Filme,<br />

von den Alliierten als Kriegsbeute mitgenommen, an amerikanischen<br />

Universitäten als Lehrfilme gezeigt. Es waren aber nicht nur<br />

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