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selbst in jenen Zeiten keineswegs im Gelde «schwamm». Vor der ganzen Welt<br />

kann ich ihre Einstellung für und nicht gegen Juden, Franzosen, Techniker,<br />

Arbeiter, Beamte und Künstler beweisen; habe ich doch viele Jahre lang eine Art<br />

Tagebuch über ihre Persönlichkeit und ihre Künstlerschaft geführt. Daß sie ihren<br />

jüdischen Arzt behielt, wissen nur wenige. Die große Mehrheit der Repräsentanten<br />

des III. Reiches haßten Frau Riefenstahl, vor allem Dr. Goebbels und seine<br />

Trabanten, auch die «alten Parteigenossen», die in ihr eben keinen «Alten<br />

Kämpfer» sahen, sondern im günstigsten Fall die ehrgeizige Künstlerin und Frau,<br />

die sich nicht kommandieren ließ.<br />

Da sie aber eine Frau war und ist, haben natürlich die Legenden reichlich<br />

Nahrung gefunden. Ihr Enthusiasmus für den Film ist einzig, und er hat auch bis<br />

heute einzige Resultate gezeigt. In diesen Tagen läuft ihr «Olympia»-Film überall<br />

in den Vereinigten Staaten von Amerika, ein Beweis, daß ihre Werke eben gute<br />

Filme und nicht Propaganda waren. Selbst «Triumph des Willens» wurde 1947<br />

in Amerika gezeigt, weil er das wirkliche Antlitz einer nun überwundenen Epoche<br />

darstellt.<br />

Ich habe seit zehn Jahren von Frau Riefenstahl keine persönliche Nachricht<br />

erhalten — ich schreibe diese Zeilen spontan und vom Herzen herunter. Ihre<br />

Künstlerschaft war schon vor dem Nazismus bewiesen, sie wird nach dessen<br />

Überwindung zu voller Reife kommen. Vor meinem Gewissen kann ich beschwören,<br />

daß sie es wie kein anderer verdient.<br />

Ernst Jäger<br />

Monate später versuchte Ernst Jäger mir seine unbegreifliche<br />

Sinnesänderung zu erklären. Er schrieb:<br />

Furcht und Bedenken hatten mich nach 1933 krummgebogen, verlogen und<br />

verlegen gemacht, verworren und prahlerisch ... Ich glaube, ich kann nun endlich<br />

einmal heraussagen, was ich denke.<br />

In einem anderen Brief sagte er von sich:<br />

… Dann fiel Jäger bekanntlich in den Sumpf und Schlamm.<br />

Ich muß gestehen, daß ich mich wieder einfangen ließ und ihm<br />

verzieh. Trotz Rehabilitation und Aufklärung war kein Ende der<br />

Hetze abzusehen. Keine Zeitung erwähnte die mich rehabilitierende<br />

Spruchkammerbegründung. Immer neue Lügen wurden über mich<br />

verbreitet. Wie konnte ich mich dagegen wehren? Ich war mittellos,<br />

krank und von fast allen Freunden verlassen. Das Schlimmste war,<br />

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