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en Abend nach Khartum reisen konnten. Horst und ich kamen aus<br />

dem Staunen nicht mehr heraus.<br />

Keiner fragte nach dem Wagen-Permit. Beamte vom Zoll füllten<br />

unsere Formulare aus und, ohne einen Blick auf die Unmenge von<br />

Gepäck zu werfen, stempelten unsere Pässe. Monatelang hatte ich<br />

nur Hiobsbotschaften aus Khartum erhalten — wie war das alles<br />

zu erklären? Wir waren Gäste des District-Offiziers, einem Mann<br />

von bestrickendem Charme. Das Essen fand in einer offenen Rakoba<br />

statt, ein auf leichten Stämmen errichtetes strohgedecktes Dach, in<br />

allen arabischen Ländern ein herrlicher Schutz gegen Sonne. Die<br />

Speisen waren mit geflochtenen Strohdeckeln zugedeckt. Bevor die<br />

Sudanesen mit der Mahlzeit begannen, verneigten sie sich nach<br />

Osten, dann wurde nach arabischer Tradition, das heißt, ohne Messer<br />

und Gabel, mit bloßen Händen gegessen.<br />

Nach Eintritt der Dämmerung wurden wir an den Zug gebracht.<br />

Die Fahrzeit beträgt 36 Stunden, einen Tag und zwei Nächte. Es<br />

mußte schon bekannt geworden sein, daß wir in diesem Zug waren.<br />

Am nächsten Tag kam der Bahnhofsvorsteher einer kleinen Station<br />

zu uns und fragte, ob wir für eine schwer an Malaria erkrankte<br />

Frau Medikamente hätten. Wir hatten genügend Resochin dabei.<br />

Dann kam die zweite Nacht. Es war schon ziemlich spät, der Zug<br />

hielt. Da hörte ich auf dem Gang eine Männerstimme meinen Namen<br />

rufen: «Leni, Leni.»<br />

Ich bekam Angst — nun würde wohl alles widerrufen werden.<br />

Dann klopfte es an meiner Tür. Ich öffnete, draußen stand ein<br />

Offizier. Es war dunkel, sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, er<br />

näherte sich mir — ich war wie versteinert, dann begrüßte er mich<br />

— mit einer Umarmung. Es war General O. H. Osman, der mir vor<br />

Jahren, als ich das erste Mal in die Nuba-Berge fuhr, Briefe an die<br />

Gouverneure der verschiedenen sudanesischen Provinzen mit der<br />

Bitte um Unterstützung für mich mitgab. Schon damals war er mir<br />

durch sein Temperament und seine Gastfreundschaft aufgefallen.<br />

«Wie schön», sagte er, «daß Sie wieder im Sudan sind. Von Khartum<br />

wurde ich verständigt, daß Sie hier durchfahren. Ich möchte<br />

Sie gern zu einem Dinner einladen, bitte kommen Sie doch in mein<br />

Haus.» Erstaunt sah ich ihn an.<br />

«Wir können doch den Zug nicht verlassen.»<br />

«Keine Sorge», sagte er, «der Zug wird ohne Sie nicht weiterfahren.»<br />

Verwirrt stieg ich aus. Als wir das Haus des Generals betraten,<br />

zeigte uns ein Diener zwei elegante Badezimmer — eine tolle<br />

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