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daß ich meinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Ich hatte zwar<br />

kein «Berufsverbot», aber mein Name war durch Rufmord so geschädigt,<br />

daß niemand es wagte, mir Arbeit zu geben.<br />

Trenker war nicht mein einziger Feind, es saßen noch andere in<br />

den Mauselöchern und warteten auf den Augenblick, wo sie mir<br />

Schaden zufügen könnten.<br />

Aber auch in dieser Zeit gab es Lichtblicke. Ein Postbote überbrachte<br />

mir in Königsfeld eine große Papprolle vom IOC Lausanne,<br />

in der sich ein Olympisches Diplom befand. Ich war glücklich. Ein<br />

Ersatz für die Olympische Goldmedaille, die mir 1939 für die Gestaltung<br />

meiner Olympiafilme verliehen wurde. Eine weitere gute<br />

Nachricht kam aus den USA. Dort lief, wie Ernst Jäger schon schrieb,<br />

mein Olympiafilm unter dem Titel «Kings of the Olympics» mit<br />

großem Erfolg. Die United Artists hatte ihn herausgebracht.<br />

Die Kritiken waren überschwenglich, aber materielle Hilfe brachte<br />

mir das nicht. Mit Ungeduld wartete ich inzwischen auf eine<br />

Entscheidung aus Paris. Wochen vergingen ohne jede Nachricht.<br />

Noch immer war mein gesamtes Eigentum beschlagnahmt.<br />

Mein neues Leben<br />

Ich entschloß mich, von Königsfeld endgültig wegzugehen, da ich<br />

hier zu abgeschlossen lebte. So reiste ich wieder per Lastwagen,<br />

dieses Mal mit Hanni, nach München, wo wir bei meiner Schwiegermutter<br />

vorläufige Unterkunft fanden, meine Mutter mußte zunächst<br />

noch in Königsfeld bleiben.<br />

Nachdem alle Bemühungen, eine Arbeit zu finden, ergebnislos<br />

waren, wollte ich vorübergehend versuchen, durch den Verkauf von<br />

Wein, den ich über meinen Mann beziehen konnte, etwas zu verdienen.<br />

Es war schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte, denn ich<br />

besaß kein Transportmittel, nicht einmal ein Fahrrad, so daß wir<br />

alle Wege zu Fuß zurücklegen mußten. Auch konnten wir nur einige<br />

Probeflaschen mitnehmen, die wir im Rucksack trugen.<br />

Meinen ersten Verkauf wagte ich in dem Münchner Nobelhotel<br />

«Vier Jahreszeiten». Um nicht erkannt zu werden, hatte ich mir<br />

eine dunkle Sonnenbrille aufgesetzt und meine Frisur geändert. Wir<br />

konnten nicht eine einzige Flasche verkaufen. Unser zweiter Weg<br />

führte uns zu dem Luxusrestaurant «Humpelmayer», in dem ich<br />

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