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zirpte und summte es wie leise Musik, der Himmel war von Sternen<br />

übersät, sie schienen zum Greifen nah und groß, wie ich es<br />

noch nie gesehen hatte. Wie ein riesiges funkelndes Dach überspannte<br />

der Himmel die nächtliche Landschaft.<br />

Der Schilluk führte mich in Malakal zu einer Polizeistation und<br />

sprach einige Worte mit den Polizisten. Nachdem ich ihm dankend<br />

die Hände gedrückt und ihn entlohnt hatte, verschwand er in der<br />

Dunkelheit. Die drei Sudanesen betrachteten mich neugierig. Es<br />

war keine alltägliche Angelegenheit, daß spät nach Mitternacht eine<br />

weiße Frau, nur von einem Schilluk begleitet, hier erschien. Keiner<br />

der Sudanesen sprach englisch und ich nicht arabisch, aber ich entdeckte<br />

das Telefon und gab zu verstehen, ich wollte den Gouverneur<br />

Osman Nasr Osman sprechen. Das verstanden sie auch. Einer<br />

der Polizisten ging ans Telefon, und ich entnahm dem Gespräch,<br />

man würde mich abholen. Obwohl ich mit dem Schlaf kämpfte,<br />

hörte ich ein Auto kommen. Herein kam der Adjutant des Gouverneurs,<br />

ein junger Offizier, den ich schon gesehen hatte. Nachdem<br />

ich von unserer Havarie erzählt hatte, sagte er: «Kein Problem,<br />

morgen holen wir den Wagen aus dem Sumpf.» Dann brachte er<br />

mich in ein kleines Hotel, das sich draußen am Flughafen befand.<br />

Am Morgen um sieben Uhr standen drei Militär-Lastwagen vor<br />

dem Hotel. Die erste Fähre brachte uns über den Nil. Bald darauf<br />

fanden wir unseren Wagen. Der Deutsche und der Engländer saßen<br />

unter einem Moskitonetz und frühstückten. Keine Miene verriet<br />

Freude oder Überraschung. Die Soldaten hatten in wenigen Minuten<br />

den Wagen mit Schleppseilen herausgezogen und auf trockenen<br />

Boden gestellt. Am Tage konnte man auch gut erkennen, wo der<br />

Straßenrand aufhörte und der Sumpf begann. Nachdem ich mich<br />

vielmals bedankt hatte, fuhren die Militärwagen wieder zurück nach<br />

Malakal.<br />

Bei Sonnenschein sah jetzt alles freundlicher aus als gestern in<br />

der Dämmerung. Trotzdem war kein Lächeln in dem Gesicht des<br />

Deutschen zu entdecken. Das Moskitonetz, die zwei Klappstühle<br />

und der Proviant wurden verpackt, dann kommandierte der Deutsche:<br />

«Einsteigen!» Ich bekam Herzklopfen. Nach welcher Richtung<br />

würde er fahren — zurück zum Nil oder zu den Nuba-Bergen?<br />

Ich atmete auf. Er fuhr Richtung Nuba-Berge.<br />

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