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Faschola erreicht, und nachdem er den König begrüßt und mir vorgestellt<br />

hatte, ging ein wildes Trommeln los. Die Krieger formierten<br />

sich in zwei Gruppen. Zuerst tanzte der gut genährte, mollige König<br />

an der Spitze seiner Leibgarde, so rasant und doch geschmeidig,<br />

daß ich aus dem Staunen nicht herauskam. Ihm folgten seine Krieger<br />

im Tanz. War das Ganze auch nur eine großartige Inszenierung,<br />

so steckte doch noch viel Ursprünglichkeit darin. Der Rhythmus<br />

der stampfenden Männer, der sich bis zur Ekstase steigernde Ausdruck<br />

wilder Begeisterung machten sichtbar, daß die Schilluk —<br />

anders als die friedlichen Nuba — ein Kriegervolk waren. Ihre Gesichter<br />

glänzten von den Anstrengungen des Tanzes, der eine<br />

Schlacht symbolisieren sollte, in der eine Armee die des Königs<br />

darstellte, die andere die ihres Halbgottes Nyakang. Angriff und<br />

Verteidigung lösten einander ab; aus dichten Staubwolken glänzten<br />

silbern blitzende Speerspitzen; wehende Leopardenfelle und phantastische<br />

Perücken machten die Szene zu einem Schauspiel, wie es<br />

selbst Hollywood kaum gelungen wäre. Die wilden Schreie der<br />

Zuschauer feuerten die Krieger zu sich ständig steigernder Leidenschaft<br />

an. Ich fotografierte, bis ich keinen Film mehr in der Kamera<br />

hatte.<br />

Wir beschlossen, einige Tage zu bleiben. Der D. C. Offizier stellte<br />

mir einen Geländewagen mit einem Schilluk als Fahrer zur Verfügung,<br />

der sogar einige Worte englisch sprach. Nicht auszudenken,<br />

wenn ich solche Möglichkeiten bei den Nuba gehabt hätte. Immer<br />

mehr mußte ich an sie denken und immer stärker wurde in mir der<br />

Wunsch, sie wiederzusehen.<br />

Meine mir in Europa eingeprägte Vorstellung, die «Wilden» seien<br />

gefährlich, erwies sich als falsch. Von der Wildheit, die ich auf den<br />

Gesichtern während der Kriegstänze gesehen hatte, war im Alltag<br />

nichts mehr zu bemerken. Kein unguter Blick traf mich, alle waren<br />

sie freundlich zu mir. Was ich bis jetzt in Afrika erlebt hatte, ließ<br />

mir die zivilisierte Welt weitaus gefährlicher erscheinen. Bis auf<br />

eine Ausnahme, an der ich selbst schuld war, wurde ich nie von<br />

einem Eingeborenen bedroht.<br />

Kurz vor unserer Rückfahrt nach Malakal erlebte ich durch einen<br />

glücklichen Zufall ein noch grandioseres Schauspiel, als das zu Ehren<br />

des Gouverneurs. Wir befanden uns mit dem Landrover weit<br />

von Kodog entfernt, in einer einsamen Steppenlandschaft, als wir<br />

gegen den schon rötlich verfärbten Himmel Heerscharen von<br />

Schilluk-Kriegern auf uns zukommen sahen. In wenigen Minuten<br />

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