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ihre bemalten Gesichter an Masken. Sie tanzten, indem sie sich in<br />

Kreisen und Linien fortbewegten, wie ein Geisterballett.<br />

Auf dem kleinen Friedhof in der Nähe der unteren Nuba-Häuser<br />

war schon am Morgen ein Grab ausgehoben worden, von außen<br />

gesehen nur ein rundes Loch, nicht größer als die kleinen Rundeingänge,<br />

die in die Kornhäuser der Nuba führen. Dies sollte einen<br />

Schutz für den Toten bedeuten. Einem Fremden würde es kaum<br />

gelingen, sich durch ein so kleines Loch zu zwängen. Umrandet<br />

war dieser Grabeingang mit weißer Asche, und ähnlich den Grabkammern<br />

der Ägypter verbreiterte sich dieses Loch nach unten in<br />

Form einer Pyramide, so daß der Tote ausgestreckt dort ruhen<br />

konnte und noch genügend Platz für zahlreiche Grabbeigaben vorhanden<br />

war.<br />

Napis Onkel war in das Grab gestiegen, nur seine Hände schauten<br />

aus der kleinen Öffnung heraus, und vorsichtig zog er den<br />

Toten, eingebunden in weiße Tücher, in die Grabkammer. Kalebassen,<br />

gefüllt mit Fleisch, Dura, Erdnüssen und sogar mit Milch,<br />

wurden dem Onkel für den Toten in die Grabkammer gereicht —<br />

aber nicht nur Lebensmittel, auch persönliche Geschenke, seine<br />

Axt, Gitarre, Messer, Schmuck und seine Ringkämpferbekleidung.<br />

Als der Onkel wieder aus der Grabkammer herausgekommen war,<br />

staubten die Nuba zum letzten Mal Asche in die Öffnung. Dann<br />

wurde das Grabloch mit einem großen runden Stein geschlossen,<br />

darüber ein Hügel aus Erde geformt und eine Stange mit einer weißen<br />

Fahne in seine Spitze gesteckt. Freunde von Napi zerbrachen<br />

ihre Speere und stießen die Hälfte in den Grabhügel, die verbleibenden<br />

Schäfte bewahrten sie in ihren Hütten auf. Schließlich legten<br />

sie Dornengestrüpp rund um den Hügel — ein symbolischer Schutz<br />

für den Toten. Die Verwandten blieben in der Nähe des Grabes.<br />

Auf Steinen sitzend, trauerten sie dort die ganze Nacht.<br />

Ich ging langsam zu meiner Hütte hinauf und blickte hinunter zu<br />

dem Baum, wo der VW-Bus stand. Die Gardinen im Bus waren<br />

zugezogen, kein Licht brannte mehr im Wagen. Die beiden Männer<br />

schliefen schon. Von der Totenfeier hatten sie keine Notiz genommen.<br />

Marsch zu den Korongo-Bergen<br />

Am nächsten Tag beschriftete ich meine Filme, die ich gestern<br />

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