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lichte.<br />

Ich erinnere mich bei dieser Party an eine lustige Episode: Die<br />

Nansen-Leute wollten sich für diesen Empfang partout nicht rasieren,<br />

der Botschafter weigerte sich aber, unrasierte Leute zu empfangen.<br />

Dafür gibt es Gründe: Die Sudanesen haben etwas gegen<br />

Fremde, die unrasiert auftreten. Sie glauben, von ihnen nicht für<br />

voll genommen zu werden, und andererseits beruht ihre Aversion<br />

auf dem Vorurteil gegen Missionare, die meistens Bärte trugen. Vor<br />

allem aber sahen sie in ihnen Abenteurer, die ohne Geld das Land<br />

durchreisen, die Gastfreundschaft der Sudanesen ausnutzen und<br />

sich oft genug als Hotel- und Zechpreller herausstellen. Diese Leute<br />

sind meist unrasiert und tragen Bart.<br />

Die Nansen-Leute blieben stur, trotz aller meiner Mühen, sie<br />

dazu zu bringen, ihre Bärte abzuschneiden. Schließlich waren wir<br />

auf das Wohlwollen der Sudanesen angewiesen. Eine Ausnahme<br />

machte Frieder, unser junger Lehrer, der sich fast täglich rasierte,<br />

und Rolf Engel vom Max-Planck-Institut, der begriff und seinen<br />

stattlichen rothaarigen Bart abnahm. Sohn und Schwiegersohn von<br />

Luz blieben dem Empfang fern. Das konnte sich der Leiter unserer<br />

Expedition, Oskar Luz, nicht leisten, der Empfang wurde für ihn<br />

veranstaltet. Ihm blieb leider nichts anderes übrig — der Bart mußte<br />

ab.<br />

Bei diesem Empfang setzte die Frau des Botschafters bei ihm<br />

durch, daß für mich ein Klappbett mitgenommen werden durfte,<br />

was Luz wegen Platzmangels abgelehnt hatte. Ich sollte im Bus<br />

schlafen. Da ich es aber vorzog, im Freien zu übernachten, gab es<br />

den ersten Ärger. Nun durfte ich mir das Klappbett kaufen. Für 40<br />

Mark erwarb ich es auf dem Markt in Omdurman, für diese Expedition<br />

mein wichtigstes Stück.<br />

Bei dem ersten Ärger blieb es nicht. Bald mußte ich feststellen,<br />

daß mein so guter Eindruck, den ich in Tübingen von den Nansen-<br />

Leuten hatte, nicht ganz zutreffend war. Damals erschienen sie mir<br />

so idealistisch, unbeschwert und fröhlich, davon war jetzt wenig<br />

mehr geblieben. Allerdings betraf das nur die Luz-Familie. Sie waren<br />

meist mürrisch und unfreundlich, wahrscheinlich, weil sich vieles<br />

schwieriger als vorgesehen erwies. Sie hatten noch immer nicht<br />

die Drehgenehmigung erhalten und konnten nicht nach Plan ihre<br />

Reise in den Süden antreten. Dort regnete es in Strömen, und die<br />

Straßen dorthin waren unpassierbar. Die Aufgabe, die das Institut<br />

in Göttingen gestellt hatte, war eine Serie wissenschaftlicher Kurz-<br />

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