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Wir wurden mit einem Tanz der Latuka überrascht, der im Gegensatz<br />

zu den offiziellen Tänzen in den Dinka-Dörfern noch sehr<br />

ursprünglich war. Die Latuka hatten große Trommeln, deren Felle<br />

sie ständig mit brennenden Strohbüscheln erwärmten. Ihre Gesichter<br />

hatten sie mit roter Asche bemalt, in ihren Händen hielten sie<br />

Stöcke, an deren Spitze schwarze lange Tierhaare wehten. In wilden<br />

Sprüngen und Schreien steigerten sie sich in eine immer stärker<br />

werdende Ekstase. Mit ihrem Tanz um eine Art Scheiterhaufen,<br />

den sie aus Holzstücken gebaut hatten, erweckten sie die Vorstellung<br />

entfesselter Dämonen, die nicht nur für uns als Zuschauer<br />

tanzten, sondern sich in ihren ritualen Tänzen auslebten.<br />

Gerade als der Tanz zu Ende war, erlebten wir eine dramatische<br />

Sensation. Das Radio meldete aus Khartum einen Regierungsumsturz.<br />

Die bisherige Regierung und ihre Freunde waren verhaftet,<br />

Anführer des Putsches war ein Offizier — Gaafar Nimeiri. Betroffen<br />

schauten wir uns an. Der Schreck saß mir in allen Gliedern.<br />

Vermutlich waren die Gouverneure und Polizeichefs, die uns so<br />

unterstützt hatten und deren Gäste wir waren, schon gefangengesetzt.<br />

Das war nun die zweite Revolution, die ich im Sudan erlebte.<br />

Es überraschte mich, wie gefaßt die Offiziere, in deren Kreis wir<br />

uns befanden, diese Meldung aufnahmen.<br />

Der Kommandant in Torit veranlagte, daß wir unverzüglich nach<br />

Juba zurückgebracht wurden. Dort erlitt ich meinen ersten Malariaanfall,<br />

hatte hohes Fieber und bekam starke Gliederschmerzen. Nachdem<br />

ich genügend Resochin eingenommen hatte, war ich erstaunlich<br />

schnell wieder auf den Beinen, und zwei Tage später flogen wir<br />

nach Khartum. Es war beruhigend, unsere Freunde am Flughafen<br />

zu sehen. Sie durchschauten die Lage noch nicht. Aufregend war,<br />

was sie berichteten. Der Rundfunk, Brücken und öffentliche Gebäude<br />

waren besetzt. Panzer standen überall, und in den Straßen<br />

wimmelte es von Militär. Die schlimmste Nachricht erfuhr ich erst<br />

am Abend. Ein Mitarbeiter Weistroffers, bei dem wir wieder wohnten<br />

und der unseren Landrover übernommen hatte, teilte uns mit,<br />

der Wagen sei gestohlen. Er hatte ihn leichtsinnigerweise einem<br />

angeblichen Käufer für eine Probefahrt überlassen, und seitdem<br />

war das Auto verschwunden. Vermutlich, meinte unser Wohnherr,<br />

wird es sich schon jenseits der Grenzen in Äthiopien befinden.<br />

Das war zuviel für mich. Ein Arzt gab mir Beruhigungsspritzen.<br />

In dieser turbulenten Situation bestand keine Hoffnung, den Wagen<br />

wiederzubekommen. Ohne ihn hatten wir kein Geld für die Rück-<br />

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