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sammengebundenen Stoffbeutel, öffnete ihn vorsichtig und zeigte<br />

mir lächelnd und mit Stolz einige Münzen — sein erspartes Vermögen.<br />

Es waren noch nicht zehn Mark. Dann zeigte er mir seine<br />

anderen «Schätze»: Eine große Trommel, ein Horninstrument, zwei<br />

aus Elefantenhaut angefertigte und bemalte Schilder, Speere und<br />

vor allem seine Ringkämpferbekleidung, die aus langen bunten Bändern<br />

bestand. Dazu gehörte Fellschmuck, wie ihn die Nuba an<br />

Hals, Armen und Beinen tragen, sowie lange Perlenketten, die sie<br />

vor den Kämpfen ablegen.<br />

Schließlich überreichte mir Gumba als Geschenk eine Kette, deren<br />

Perlenschnüre mir vom Rücken bis an die Fußfesseln herunterhingen.<br />

So geschmückt verließ ich Tomeluba.<br />

Ein Totenfest bei den Nuba<br />

Es war spät, als wir nach Tadoro zurückkamen. Der Deutsche und<br />

der Engländer hatten ein paar Vögel geschossen und bereiteten sie<br />

zu einem guten Mahl, aber es wurde wenig gesprochen. Es fiel mir<br />

auf, daß viele Nuba mit ihren Speeren die Felswege hinaufgingen<br />

und daß sie fast alle weiß eingeascht waren.<br />

Alipo kam zu uns und sagte traurig: «Napi pengo — Napi ist<br />

tot.» Ich fragte erschrocken: «Napi aus der Seribe?» Alipo bejahte.<br />

Schmerz erfüllte mich, denn Napi war einer meiner Freunde, den<br />

ich wegen seiner so großen Bescheidenheit besonders gern hatte. Er<br />

gehörte neben Natu und Tukami zu den besten Ringkämpfern von<br />

Tadoro.<br />

«Woran ist Napi gestorben?» fragte ich und erfuhr, daß ihn eine<br />

Giftschlange gebissen hatte. Bevor sie beim Kudjur mit ihm ankamen,<br />

war Napi schon tot. Er wurde in das Haus seines Onkels<br />

gebracht, hoch oben am Berg, und alle Nuba strömten dorthin.<br />

Alipo und ich folgten den anderen. Aus der Ferne hörten wir Weinen<br />

und Wehklagen. Immer deutlicher waren die Klagelieder zu<br />

hören. Auf dem Dach des Hauses war ein großes weißes Tuch<br />

gespannt. Vor dem Haus und zwischen den Felsen standen Hunderte<br />

von Nuba. Viele von ihnen waren schneeweiß eingeascht. Die<br />

Männer, auch die alten, trugen Speere und waren mit Ornamenten<br />

bemalt. Auch die Frauen und Mädchen hatten auf ihre Gesichter<br />

und Körper weiße Linien und Kreise gezeichnet — ich konnte sie<br />

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