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leistet werden, die in sehr entgegenkommender Weise von der «Deutschen<br />

Lufthansa» hinterlegt wurde. Überhaupt erwies sich die «Lufthansa»<br />

als überaus hilfreich. Ihr Chef vermittelte mir die Kontakte<br />

zu den sudanesischen Dienststellen, die für uns die unerläßlichen<br />

Visaverlängerungen bearbeiteten.<br />

In dem alten «Grand-Hotel», das direkt am Nil liegt, erhielt ich<br />

noch ein Zimmer. Dieses Hotel hatte eine besondere Atmosphäre.<br />

Hier spürte man noch etwas vom Stil der vergangenen englischen<br />

Kolonialherrschaft und der Zeit des Mahdi. Als Dependance für<br />

seine Gäste benützte das «Grand-Hotel», das immer überbelegt<br />

war, einen alten, stillgelegten Nildampfer. Er schwamm auf dem<br />

Nil, vom Hoteleingang nur von einer schattigen Baumallee getrennt,<br />

der schönsten, die ich je gesehen habe. Die Laubkronen waren so<br />

groß und dicht, daß sie wie ein grünes Zeltdach die breite Allee<br />

überspannten. Das Sonnenlicht flimmerte durch die Laubblätter und<br />

ließ die wie mit Goldstaub gefüllte Luft über die in weiße Gewänder<br />

gekleideten schreitenden Gestalten fließen.<br />

Obgleich ich gern im «Grand-Hotel» war, so bangte ich wegen<br />

der Rechnung um jeden Tag, den wir länger bleiben mußten. Das<br />

Hotel war nicht billig, und meine Reisekasse mehr als bescheiden.<br />

Aber ich kam kaum zum Denken, die Eindrücke überstürzten sich.<br />

Hier pulsierte ein Leben, das mir fremd geworden war. Täglich<br />

erhielt ich Einladungen, vor allem von den hier lebenden Deutschen,<br />

aber auch von den ausländischen Botschaften, die in der<br />

Nähe des Nils ihre Häuser hatten und in herrlichen Blumengärten<br />

ihre Feste feierten. Ein Höhepunkt und wichtig für unsere Expedition<br />

war eine Gartenparty, die der deutsche, hier sehr beliebte und<br />

sympathische Botschafter, Herr de Haas, für die «Nansen-Expedition»<br />

gab. Unter den Gästen befanden sich der deutsche Tennis-<br />

Baron, Gottfried von Gramm, der im Sudan mit Baumwolle<br />

Geschäfte machte, sowie viele Sudanesen aus Politik und Wirtschaft,<br />

vor allem die Gouverneure und Polizeichefs der sudanesischen<br />

Provinzen, die nur einmal im Jahr um diese Zeit in Khartum<br />

zusammenkamen. Das waren die entscheidenden Männer, von denen<br />

allein es abhing, ob wir uns in ihren Provinzen aufhalten dürften<br />

und, was noch wesentlich schwieriger war, die Erlaubnis zum<br />

Fotografieren und Filmen erhalten würden. So hatte ich die einzigartige<br />

Gelegenheit, mit jedem von ihnen zu sprechen und Verbindungen<br />

zu knüpfen, ohne die wir später niemals die Unterstützung<br />

bekommen hätten, die die Arbeit in den «closed districts» ermög-<br />

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