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Noch vor Sonnenaufgang weckte uns Mohamed. Wir mußten aus<br />

dem Wagen heraus, denn er hatte pünktlich in El Obeid zu sein.<br />

Natu und Dia schleppten die Kisten auf den Bahnsteig, und noch<br />

ehe ich ihnen erklären konnte, daß ich sie in diesem Aufzug nicht<br />

nach Khartum mitnehmen könnte, rollte der Zug ein. Er war, wie<br />

ich befürchtete, total überfüllt. Fassungslos starrten die Nuba die<br />

Eisenbahn an. Sie hatten noch nie in ihrem Leben einen Zug gesehen,<br />

für sie war es ein großes Haus auf Rädern, und andauernd<br />

stellten sie Fragen, während ich mich in den Zug hineinzudrängen<br />

versuchte. Es war ein Kunststuck, die Kisten unterzubringen. Natu<br />

und Dia nahmen jeder eine und rannten mir nach, bis ich einen<br />

Waggon fand, in den man sie noch hineinschieben konnte. Während<br />

wir dabei waren, die Gepäckstücke übereinanderzustellen, setzte<br />

sich der Zug schon in Bewegung. Meine Nuba konnten nicht mehr<br />

herausspringen, und sie wollten es auch nicht. Dicht gedrängt standen<br />

wir in einem Gang und wurden von den Arabern angegafft. Ich<br />

als einzige weiße Frau und mit mir diese zwei verdächtig aussehenden,<br />

nur mit einem Hüfttuch bekleideten großen Nuba. Der Zug<br />

war viel zu schnell abgefahren. Nun blieb mir keine Wahl, ich mußte<br />

sie nach Khartum mitnehmen. Trotzdem fielen Zentnerlasten<br />

von mir ab — ich hatte den Zug noch erreicht.<br />

Diese Eisenbahnfahrt sollte 24 Stunden dauern, vielleicht sogar<br />

länger. Natürlich hatten die Nuba keine Ahnung von Toiletten oder<br />

ähnlichem, sie kannten keinen Wasserhahn. Wir zwängten uns durch<br />

den Gang und warteten vor einer Toilette, bis sie frei wurde. Ich<br />

zeigte ihnen, wie man einen Hahn aufdreht und wieder zumacht,<br />

daß man sich die Hände waschen und auch trinken kann, und was<br />

man sonst noch in so einem kleinen Raum macht. Ich habe es nur<br />

pantomimisch angedeutet — sie verstanden und haben sich totgelacht.<br />

Dann ließ ich sie allein und versuchte, mich zu den Wagen der<br />

Ersten und Zweiten Klasse durchzuschlängeln, um etwas Eßbares<br />

aufzutreiben. Es gelang mir auch, Araber sind ja von Natur sehr<br />

hilfreich. Sie hatten in den Abteilen ihre Eßpakete ausgebreitet, und<br />

als sie meine begehrlichen Blicke sahen, gaben sie mir sofort etwas<br />

ab, Brot und Hammelkoteletts. Natürlich dachten sie, es sei für<br />

mich, aber ich verschwand schnell, um es meinen hungrigen Nuba<br />

zu bringen. Später ging ich in ein anderes Abteil, machte wieder<br />

hungrige Augen und habe auch wieder etwas bekommen, mit der<br />

Aufforderung zu bleiben. Ich verdrückte mich und brachte Dia und<br />

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