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konnte ich barfuß darauf herumspazieren. Als ich mir etwas zu<br />

essen und trinken bestellen wollte, bekam ich nichts, nicht einmal<br />

eine Flasche Wasser. Samstag und Sonntag waren Küche und Bar<br />

geschlossen. Was blieb mir übrig, als noch einmal wegzugehen. So<br />

geriet ich in ein fast unheimlich wirkendes Restaurant, das sich<br />

«Devil’s fork» nannte. Ich wagte mich kaum in die dunkle Höhle,<br />

deren Wände aus riesigen Steinen zusammengesetzt waren, und<br />

entdeckte, nachdem sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt<br />

hatten, superelegante Frauen und Männer, die Frauen in Abendkleidern<br />

mit viel Schmuck, die Männer nobel mit den modernsten<br />

Krawatten und Anzügen nach dem neuesten Schrei. Chinesinnen<br />

und andere asiatische Frauen dominierten, die Hälfte der Tische<br />

war leer. Von Decken und Wänden starrten Teufelsfratzen in den<br />

Raum, auf keinen Fall für ein weibliches Wesen, das allein und<br />

unvorbereitet den Raum betritt, besonders gemütlich. Man dirigierte<br />

mich an einen kleinen Tisch und legte mir eine extravagante<br />

Speisekarte vor. Die Preise waren enorm, und dankend verneinte<br />

ich alle die delikaten Vorschläge wie Cocktails, Kaviar, Austern<br />

oder Hummer und ließ mir nur eine Vorspeise, Scampi mit Reis und<br />

die kleinste Menge Wein kommen, die es gab — einen halben Liter<br />

Rosé. Obgleich ich kaum die Hälfte trank, genügte es, daß ich mit<br />

leicht schaukelndem Schritt in mein Hotel fand.<br />

Von nun an war ich täglich mehrere Stunden in dem großen Arbeitsraum<br />

mit Bill Garrett beisammen, der mich an Rolf Gillhausen<br />

und Michael Rand erinnerte. Er war ein hervorragender Fotograf,<br />

hatte jahrelang in Burma, Thailand und Vietnam fotografiert und<br />

arbeitete schon 20 Jahre für «National Geographic» als Art Direktor.<br />

Die Arbeit mit ihm machte Spaß. Im allgemeinen entwarfen<br />

seine Mitarbeiter die Layouts, da er gleichzeitig mit mehreren Serien<br />

beschäftigt war, aber Bill Garrett war in die Nuba-Bilder verliebt<br />

und legte daher Wert auf meine Mitarbeit. Ich konnte viel von<br />

ihm lernen.<br />

In kürzester Zeit wurden von den Farb-Dias Schwarzweiß-Fotos<br />

in verschiedenen Größen gemacht, und mit ihnen entstand an<br />

einer großen Magnetwand das Layout. Im Nu konnten so die Bilder<br />

ausgetauscht und verschoben werden. Auch ich arbeitete in<br />

München mit Schwarzweiß-Vergrößerungen, mußte sie aber auf den<br />

Fußboden legen und war dadurch im Raum sehr beschränkt. Hier<br />

konnte man schnell und übersichtlich die beste Zusammenstellung<br />

der Serie übersehen.<br />

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