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Damals wußte ich noch nicht, was Rinder für die Nuba wirklich<br />

waren — sie sind das Wertvollste, was sie besitzen, die Verbindung<br />

zu ihrem Gott. Wie den Hindus, sind ihnen ihre Rinder heilig, und<br />

sie halten sich dieselben für ihre kultischen Handlungen. Nur zu<br />

Ehren der Toten dürfen sie geopfert, nicht aber zum Lebensunterhalt<br />

getötet werden. Viele Familien besitzen nur ein bis zwei Rinder,<br />

und wer mehr hat, ist schon wohlhabend, wer sieben bis acht<br />

sein eigen nennt, ist ein reicher Mann. Welch ein Gegensatz zu den<br />

Masai, die bis zu tausend Rinder besitzen können.<br />

Inzwischen waren die schlafenden Nuba wach geworden. Sie begrüßten<br />

uns freudig und setzten sich mit uns um das Lagerfeuer. In<br />

dieser nächtlichen Stunde erfuhr ich viel Neues, beispielsweise, daß<br />

keine Nuba-Frau einen Hirtenkraal betreten darf. Sie erzählten auch,<br />

daß die jungen Ringkämpfer, die in der «noppo», so nennen sie ihre<br />

Kraals, leben, während dieser Zeit mit keiner Frau schlafen dürfen,<br />

auch nicht, wenn sie verheiratet sind. Die «noppo», auf arabisch<br />

«Seribe» genannt, ist für die Nuba eine Schule zur Heranbildung<br />

und Erweckung ihrer geistigen und religiösen Kräfte.<br />

In der Nacht fand ich kaum Schlaf, meine Schlafstätte bestand<br />

auch aus einigen runden Baumstämmen, und mein Kopf lag auf<br />

einem Stein, und doch mußte ich irgendwann eingeschlafen sein.<br />

Als ich erwachte, schien schon die Sonne, und die Nuba waren mit<br />

ihrer «Morgentoilette» beschäftigt. Die Fotos, die ich nun ungestört<br />

machen konnte, haben Jahre später in der Welt Aufsehen<br />

erregt. Es waren biblische Bilder, wie aus der Urzeit der Menschheit.<br />

Es war Mittag, als mich Tukami und zwei andere Nuba nach<br />

Tadoro zurückbrachten. Keiner der Nansens fragte mich, wo ich<br />

gewesen war, mit keinem konnte ich über das Erlebte sprechen —<br />

nur meinem Notizbuch vertraute ich die Erlebnisse dieser nie wiederholten<br />

Nacht an.<br />

Als wir am nächsten Tag in aller Früh unseren Lagerplatz verließen,<br />

um in den Durafeldern Aufnahmen von den Erntearbeiten der<br />

Nuba zu machen, war die Temperatur erträglich, schon nach einer<br />

Stunde aber war es glühend heiß. Die Nansen-Leute, denen ich<br />

durch das mannshohe Duragetreide gefolgt war, hatte ich längst<br />

verloren, ich begann ängstlich zu werden, und vor allem plagte<br />

mich der Durst. Außer den bambusstarken Stengeln des Durakorns<br />

sah ich keinen Strauch oder schattenspendende Bäume. Wie in einem<br />

Irrgarten lief ich herum. Dann stieß ich wieder auf die Nansen-<br />

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