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ebenso Meister der Gold- und Silberschmiede-Kunst. Bewegt hat<br />

mich die Frömmigkeit der Sudanesen, wenn sie niederknien und<br />

sich mit einer Gebärde gläubiger Hingabe nach Osten verbeugen,<br />

manchmal auch inmitten einer Straße. Auch ihre Gastfreundschaft<br />

ist ungewöhnlich. Als ich zum ersten Mal in ein sudanesisches<br />

Haus bei Sayed Gadalla, einem sudanesischen Filmproduzenten,<br />

zum Essen eingeladen war, lag neben meinem Teller fein verarbeiteter<br />

Silberschmuck, Halskette, Armband und Ohrringe. Es wäre unmöglich<br />

gewesen, dieses wertvolle Geschenk nicht anzunehmen.<br />

Wer im Sudan reist, muß wissen, daß man als Gast niemals in<br />

einem sudanesischen Haus etwas bewundern darf, sei es ein Bild,<br />

einen Teppich oder gleichviel was, dann wird ihm dieser Gegenstand<br />

als Geschenk mitgegeben oder am nächsten Tag gebracht.<br />

Würde er das Geschenk nicht annehmen, verletzte er die Ehre des<br />

Gastgebers.<br />

Ein unglückliches Ereignis verstärkte die Spannung zwischen den<br />

Nansen-Leuten und mir. Auf dem Campingplatz explodierten Rauchbomben,<br />

die ich für eventuelle Sandsturmaufnahmen mitnehmen<br />

ließ. Die auf dem Dach des Unimog schlafenden Männer wurden<br />

durch die Luft geschleudert, erlitten aber zum Glück nur Quetschungen<br />

und Schnittwunden. Es war ein Wunder, daß die Benzinkanister<br />

nicht in Brand gerieten. Der Sachschaden war beträchtlich.<br />

Kein Wunder, der Expeditionsleiter hielt mich für den Schuldigen.<br />

Inzwischen waren fast drei Wochen vergangen, und noch immer<br />

regnete es im Süden des Landes. Das Warten in Khartum wurde<br />

unerträglich. Da wagte ich einen Vorschlag. Von Abu Bakr wußte<br />

ich, daß es noch eine andere Möglichkeit gab, zu den Nuern zu<br />

gelangen. Die von Luz geplante Route, den Nil entlang nach Süden<br />

zu fahren, war zweifellos die kürzeste, die andere stellte einen<br />

Umweg von fast tausend Kilometern dar. Aber die Vorteile würden<br />

die Nachteile überwiegen: Auf diesen westlich gelegenen Routen,<br />

die auch nach Süden führen, war die Regenzeit schon vorüber,<br />

außerdem führten diese Wege durch die Nuba-Berge, was mein Herz<br />

höher schlagen ließ. So könnten wir die dort lebenden Eingeborenen<br />

und, falls wir sie fänden, sogar die Nuba solange filmen, bis die<br />

Straße, die zu den Nuern führt, befahrbar wäre. Selbst, wenn wir<br />

nicht auf die Nuba stoßen sollten, wäre diese Route lohnender, als<br />

wochenlang in Khartum tatenlos herumzusitzen.<br />

Die lange Wartezeit hatte so zermürbend auf die Expedition gewirkt,<br />

daß ihr Leiter sich für meinen Vorschlag schneller erwärmte,<br />

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