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in daran interessiert, denn ich bin ein Filmmann, und Leni Riefenstahl ist eine<br />

der größten Filmgestalter der Welt und bestimmt die größte weibliche Filmgestalterin<br />

in der Geschichte. Sie wurde eingeladen am «National Filmtheater zu<br />

sprechen, und dann wurde ihr gesagt, sie soll nicht kommen. Das ist im jetzigen<br />

Zeitpunkt verständlich wegen aller Gerüchte gegen sie. Aber ich möchte mir gerne<br />

wünschen, daß die Filmgestalter wie die Generale sein könnten — und erinnere an<br />

Sir Winstons große Geste der Generosität. Schließlich — wie die Generale —<br />

befanden wir uns alle unter Kommandos. Leni Riefenstahl war Propagandistin für<br />

Deutschland. Ja, und ich war Propagandist auf der anderen Seite, und ich bin<br />

ziemlich sicher, daß ich mehr Anti-Nazi Propaganda und mehr boshafte Sachen<br />

machte, als irgendein anderer Filmmann in England. Warum, ich nahm Leni<br />

Riefenstahls eigene Filme und schnitt sie in Streifen, um deutsche Propaganda<br />

gegen sich selbst wenden zu lassen. Aber ich habe niemals den Fehler gemacht zu<br />

vergessen, wie groß sie war. Ich grüße über die Verwüstung des Krieges hinaus<br />

einen sehr großen Kapitän des Films. Es gab in unserer Zeit mehrere Olympische<br />

Spiele, aber es gab nur eine wirklich großartig gefilmte Olympiade, und das war<br />

natürlich die, die Leni Riefenstahl machte. Es war in Berlin 1936.<br />

Ich sehe in einer angesehenen Sonntags-Zeitung, daß der Film voll von<br />

‹Nahaufnahmen Hitlers und den Nazi-Führern› war. Glauben Sie nicht ein Wort<br />

davon. Es ist ein großer Filmbericht eines öffentlichen Ereignisses, und nie war ein<br />

anderer Film so großartig im Auffangen der Poesie der athletischen Bewegung.<br />

Das Sonderbare und Ironische von 1936 war, daß es im Zentrum der schrecklichen<br />

Rassentheorien dieser Zeit stattfand. Es war das Jahr der Neger, das Jahr des<br />

fabelhaften Jesse Owens, des amerikanischen Negers, der die Rekorde in so vielen<br />

Sportdisziplinen hinwegfegte.<br />

Leni Riefenstahls Film bringt dies alles großartig — und generös. Der Film war<br />

der größte Sportbericht, den ich jemals im Kino gesehen habe. Es war Leni<br />

Riefenstahls Marathon. Wir sahen viele Marathons, aber diesmal ist auch ein<br />

großer Filmkünstler vorzustellen — und Sie sehen etwas von der Last und der<br />

Agonie der langen aufreibenden Meilen — und man sieht, was kein Film jemals<br />

zuvor oder bis jetzt beschrieb.»<br />

Nach dieser Rede Griersons zeigte das Fernsehen den Marathonlauf<br />

und weitere Ausschnitte aus dem Olympiafilm.<br />

Meine englischen Freunde waren über diese sensationelle Sendung<br />

sehr froh, besonders Philip, den bei allem Optimismus die<br />

Presseangriffe doch besorgt gemacht hatten. Er bat mich, nach London<br />

zu kommen.<br />

Nun konnte ich mich bei John Grierson, den ich persönlich noch<br />

nicht kannte, bedanken. In einem englischen Club umarmten wir uns<br />

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