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und kälter. Regenschauer machten die Wege unbefahrbar und zwangen<br />

uns zu Ruhepausen. Dennoch wurde mir die Zeit nicht lang,<br />

Isenburg war mit seinen Erzählungen über die Masai unerschöpflich.<br />

Er informierte mich auch über ihr kriegerisches Wesen. Nach historischen<br />

Quellen sollen sie schon vor viertausend Jahren als Elitetruppe<br />

unter den Ägyptern gekämpft haben und für ihre Unerschrockenheit<br />

und ihren ungewöhnlichen Mut berühmt geworden sein. Damals<br />

wurden sie «Mosai» genannt. Über die Jahrtausende waren sie<br />

unbesiegbar, bis sie vor den modernen Waffen, die die Engländer<br />

Anfang dieses Jahrhunderts gegen sie einsetzten, kapitulieren mußten.<br />

Aber ihren Hochmut und Stolz haben sie behalten. Nach ihrer<br />

Niederlage weigerten sie sich, mit den englischen Militärführern zu<br />

verhandeln, sie hatten erfahren, die höchste Autorität der Engländer<br />

sei die Königin Victoria. Tatsächlich wurde eine Abordnung der<br />

wichtigsten Masaihäuptlinge in London von der englischen Königin<br />

empfangen und ein Friedensvertrag dort unterzeichnet.<br />

Höchst bemerkenswert ist, daß sie als einziger afrikanischer<br />

Stamm keine Musikinstrumente benutzen, nicht einmal eine Trommel.<br />

Der Grund ist ihre harte soldatische Erziehung, die keine Gefühle<br />

erlaubt. Von Jugend an müssen sie härteste Mutproben<br />

bestehen, dürfen keinen Schmerz zeigen und keinen Schritt zurückweichen,<br />

wenn sie von einem Löwen oder anderen gefährlichen<br />

Tieren angegriffen werden. So gesehen, verhalten sie sich völlig<br />

entgegengesetzt den Nuba. Diese extremen Gegensätze werden auch<br />

an der Rolle sichtbar, die Mädchen und Frauen bei diesen beiden<br />

Stämmen spielen. Die Nuba achten die Frau sehr hoch, sie darf<br />

sogar die Wahl des Partners allein bestimmen — die Frauen der<br />

Masai haben einen geringeren Wert als ein Lieblingsrind. Sie sind<br />

Sklavinnen der Männer.<br />

Denke ich an die Totenfeste der Nuba, so sind die Masai auch<br />

darin andere Menschen. Stirbt hier Vater, Mutter oder irgendein<br />

Verwandter, so wird er an einen schattigen Platz gebracht und bleibt<br />

bis zur Todesstunde sich allein überlassen, lediglich einige Kalebassen<br />

mit Wasser und etwas Nahrung stellt man ihnen hin. Die Toten<br />

werden von den Geiern gefressen, die Überreste nicht einmal verscharrt.<br />

Diese für uns kaum faßbare Gefühlskälte gilt bei den Masai<br />

als Bestandteil ihrer Religion.<br />

Endlich schien die Sonne, und die Pisten trockneten schnell. Unser<br />

erster Besuch galt einem Masai-Kraal im Süden Kenias, in<br />

Loitokitok, nahe der Grenze nach Tanganjika, er war unser erstes<br />

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