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egreifen. Er schien mir etwas gehemmt, und deshalb vermied ich,<br />

ihn über Spandau zu befragen. Aber er fing selbst davon an und<br />

sprach von dieser Gefängniszeit, als wäre sie nur ein langer Urlaub<br />

in seinem Leben gewesen, den er nicht missen möchte. Ich war<br />

sprachlos. Etwas beschämt erinnerte ich mich an meine Verzweiflung,<br />

wie ich mich im Salzburger Gefängnis an der Zellentür blutig<br />

geschlagen hatte. Speer mußte über ungewöhnlich starke innere Kräfte<br />

verfügen.<br />

Als wir uns verabschiedeten und versprachen, uns öfter zu sehen,<br />

verloren meine eigenen Probleme an Bedeutung.<br />

Weihnachten bei den Nuba<br />

Anfang Dezember, es war das Jahr 1966, flog ich wieder in den<br />

Sudan. Dieses Mal nur für 28 Tage. Mein verbilligtes Flugticket<br />

hatte nicht länger Gültigkeit. Ich hatte nur leichtes Reisegepäck<br />

mitgenommen, denn ein Wiedersehen mit den Nuba war wegen des<br />

kurzen Aufenthalts nicht möglich. Der erste Brief, den ich nach<br />

meiner Ankunft an ein junges Mädchen schrieb, das während meiner<br />

Abwesenheit das Wichtigste zu Hause erledigen sollte, zeigt<br />

besser, als ich es heute beschreiben könnte, in welcher Verfassung<br />

ich mich befand.<br />

Khartum, 4. 12. 66 Meine liebe Traudl,<br />

mein erster Brief aus Khartum. Pünktlich kam ich um Mitternacht<br />

hier an. Meine Übermüdung war so groß, daß ich im Flugzeug<br />

nicht einschlafen konnte. Ich wurde von Herrn und Frau<br />

Weistroffer und anderen deutschen Bekannten abgeholt. Im Haus<br />

haben wir noch eine Stunde im Garten gesessen, dann sind meine<br />

Freunde schlafen gegangen, sie müssen jeden Morgen um 6 Uhr<br />

aufstehen. Das neue Haus, das ich noch nicht kannte, ist noch<br />

schöner als das frühere. Sehr große Bäume und ein herrlicher<br />

Garten, der von einer drei Meter hohen grünen Pflanzenhecke umsäumt<br />

ist. Viele Blumen und blühende Büsche. Ich habe mich allein<br />

in den Garten gesetzt, entspannt Himmel und Sterne betrachtet und<br />

bin dann nachts um vier Uhr zu Bett gegangen. Dann verfiel ich in<br />

tiefen Schlaf und wachte erst nach elf Stunden am Nachmittag auf.<br />

Familie Weistroffer sah ich nicht, da sie nachmittags ruhen. Koch<br />

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