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fiel mich große Einsamkeit. Ich legte mich auf mein Lager und<br />

schlief ein.<br />

Beim Erwachen war es noch dunkel. Ich ging aus der Hütte,<br />

Fledermäuse flogen herum, sonst blieb es ganz still. Eine unerklärliche<br />

Unruhe trieb mich von der Hütte fort. Es war stockdunkel.<br />

Vorsichtig, damit ich nicht fiele, tastete ich mich in Richtung meines<br />

früheren Lagerplatzes. Der Gedanke, Tadoro ohne Abschied<br />

von meinen Freunden zu verlassen, quälte mich. Da hörte ich hinter<br />

mir eine Stimme, und als ich mich umdrehte, stand, dicht vor<br />

mir, wie ein großer dunkler Schatten, ein Nuba. Er sagte: «Nuba<br />

basso» — Nuba kommen zurück. Ich konnte es nicht glauben und<br />

wollte ihn fragen — aber er war verschwunden. Ich ging unruhig<br />

hin und her, ich war aufgewühlt, meine Erregung ungeheuer. Ich<br />

lauschte, aber es war totenstill. War es eine Halluzination? Ich<br />

glaubte in der Ferne leises Trommeln zu hören, aber dann verstummte<br />

es. Ich wagte kaum zu atmen. Wieder das ferne Trommeln<br />

— es wurde deutlicher, schien sich zu nähern, und nach<br />

wenigen, unheimlich erregenden Minuten war ich sicher — meine<br />

Nuba kamen zurück.<br />

Ein Glücksgefühl durchströmte mich. Ich warf mich in meiner<br />

Hütte aufs Bett. Unfaßbar, daß sie kamen, daß sie ihre Kämpfe<br />

abgebrochen hatten. Das Trommeln hatte aufgehört. Ich hörte Lachen,<br />

Stimmen, und dann standen die ersten in meiner Hütte, Suala<br />

und Gogo Gorände, dann Natu, Tukami und Alipo. Aufgeregt erzählten<br />

sie, alle Nuba kämen zurück, um Abschied von mir zu<br />

nehmen. Nach meinem plötzlichen Aufbruch aus Togadindi habe<br />

ein langes Palaver stattgefunden. Natu und Alipo wollten sofort<br />

Togadindi verlassen, aber die Korongo-Nuba ließen es nicht zu. Sie<br />

hatten ein Festmahl für Natu vorbereitet und ein Schaf geschlachtet.<br />

Dies konnten die Nuba nicht ausschlagen, sie hätten die Korongo<br />

zu sehr beleidigt. So beschlossen die Masakin, auf die Feste der<br />

folgenden Tage zu verzichten. Lange saßen wir vor meiner Hütte<br />

zusammen. Sie spielten auf ihren Gitarren, und einige wollten mich<br />

nach Deutschland begleiten. Ein unvergeßlicher Abend.<br />

Am nächsten Morgen war der Abschied endgültig gekommen.<br />

Die Nuba waren nicht auf die Felder gegangen, sie hatten sich zu<br />

Hunderten um den Wagen versammelt und hielten mich fest, als<br />

wollten sie mich nicht mehr loslassen. Der Deutsche hupte, und<br />

ich mußte mich losreißen. Die Nuba liefen neben dem Wagen her<br />

und riefen: «Lern basso, Leni basso.» Aus dem Fenster hängend,<br />

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