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gelegt, und», fuhr er fort, «bevor ich Ihnen alles erkläre, muß ich<br />

Sie tausendmal um Entschuldigung bitten, was ich Ihnen im Gerichtssaal<br />

angetan habe.»<br />

Schon einmal hatte ich in den zwanziger Jahren eine vergleichbare<br />

Situation, wenn auch in einer harmloseren Sache, mit einem namhaften<br />

Film-Kritiker erlebt. Dr. Roland Schacht von der «BZ am<br />

Mittag» kam mit einem Blumenstrauß zu mir in die Hindenburgstraße<br />

und entschuldigte sich für seine wenig freundliche Kritik, die<br />

er über mich als Darstellerin in meinem ersten Film «Der heilige<br />

Berg» geschrieben hatte. Er erklärte, er habe sich durch Luis Trenker<br />

beeinflussen lassen, der mich nur als «dumme Ziege» titulierte,<br />

deshalb habe er mich in seiner Kritik «ölige Ziege» genannt, was<br />

meinen humorvollen Regisseur Fanck veranlaßt hatte, mich in seinem<br />

nächsten Film eine Ziegenhirtin spielen zu lassen. Aber bei<br />

Dr. Bayer waren es andere Gründe. Er versicherte, er habe erst im<br />

Prozeß die Wahrheit erfahren und war besonders über die Aussage<br />

der Zigeunerin Johanna Kurz, die Zeugin der «Revue», empört.<br />

Der Vorsitzende hatte sie sofort der Lüge überführt.<br />

Das Gerichtsurteil konnte jedoch nicht verhindern, daß die «Revue»-Lügen<br />

über «Tiefland» und mich weiter verbreitet wurden<br />

und werden — bis auf den heutigen Tag. Deshalb möchte ich aus<br />

einem Bericht der Familie Josef und Katharina Kramer, Besitzer<br />

des Hotels «Zugspitz» in Krün, zitieren, den ich unaufgefordert<br />

erhielt. Sie hatten mit den Zigeunern während der Filmarbeit täglich<br />

unmittelbar zu tun. Maria Kramer gehörte die Scheune, in der sie<br />

untergebracht waren. Sie hatte von mir und meinem Aufnahmeleiter<br />

Fichtner Anweisung erhalten, sich um ihr Wohl zu kümmern.<br />

Frau Kramer schrieb mir nach der Urteilsverkündung:<br />

... Die Zigeuner erhielten die gleiche Verpflegung wie die Hotelgäste.<br />

Die Verpflegung war sehr gut und mehr als reichlich. Die<br />

Zigeuner hatten doppelte Fleischmarken. Sie erhielten im Verlauf<br />

der Zeit zusätzlich zwei Zentner Butterschmalz. Wiederholt wurden<br />

Hammel schwarz geschlachtet ... Weiterhin wurden zwei Kälber<br />

zur Verpflegung der Zigeuner zusätzlich zu den Marken geschlachtet<br />

und verwendet.<br />

Die Zigeuner genossen völlige Freiheit. In aller Früh wurde das<br />

Radio angedreht. Zum Frühstück gab es Vollmilch, Butter und Marmelade.<br />

Eine Bewachung war unumgänglich notwendig, da die Zigeuner<br />

eine starke Neigung zu Diebstählen zeigten. Die Einwohner<br />

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