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unserer Gruppe hatten. Es war ein junger sudanesischer Polizist,<br />

der uns begleiten mußte, nicht zum Schutz, was bei den friedliebenden<br />

Nuba nicht notwendig war, sondern der verhindern sollte,<br />

daß wir Aufnahmen von unbekleideten Nuba machten. Zum Glück<br />

wurde unser sympathischer «Bewacher» von den hübschen Nuba-<br />

Mädchen abgelenkt, so daß wir wenig Probleme mit dem Fotografieren<br />

hatten, schon deshalb nicht, weil eine ganze Anzahl der Nuba<br />

bereits bekleidet waren. Ab und zu kamen auch in die entlegendsten<br />

Winkel der Nuba-Berge Lastwagen, in denen sudanesische Beamte<br />

kostenlos Kleidungsstücke an die Eingeborenen verteilten, meist<br />

kurze rote, blaue und grüne Hosen, aber auch Hemden und Tücher.<br />

Da die Nuba keine Seife und sehr wenig Wasser hatten, waren ihre<br />

Sachen schnell verschmutzt und in kurzer Zeit zerrissen. Auch<br />

besaßen sie kein Geld, sich neue Sachen zu kaufen. Trotz angedrohter<br />

Strafen zogen es viele vor, so herumzulaufen, wie sie der<br />

liebe Gott geschaffen hat und wie sie es seit Vorzeiten gewohnt<br />

waren.<br />

Zweimal am Tag wurde gegessen — bei Sonnenaufgang und bei<br />

Sonnenuntergang, sechs Uhr früh und sechs Uhr abends. Beide<br />

Male gab es Brei aus gemahlenem Korn, meist ohne jedes Gewürz,<br />

nur mit Wasser gekocht, selten mit der raren Milch.<br />

Auch unsere Mahlzeiten waren einfach: In der Früh ein Pott<br />

Kaffee oder Tee und einige Scheiben Pumpernickel, die wir in den<br />

ersten Tagen noch mit Honig bestreichen konnten. Danach gab es<br />

eine kleine Ecke Schmelzkäse, das einzige Fett, da die Nansens<br />

nicht einmal Öl zum Kochen mitgenommen hatten. Meist aßen wir<br />

erst am Abend Nudeln oder Reis, selten um ein knochiges zähes<br />

Huhn bereichert. Konserven hatten die Nansens aus Platzmangel<br />

nicht mitgenommen. Als ich Luz einmal fragte, warum er nicht<br />

wenigstens Haferflocken dabei hatte, antwortete er: «In russischer<br />

Gefangenschaft hatten wir auch nicht mehr zu Essen.»<br />

Trotz dieser kargen, fettlosen Nahrung waren wir alle gesund.<br />

Auch ich habe mich, obgleich ich beträchtliches an Gewicht verlor,<br />

selten in meinem Leben so wohl gefühlt. So konnte ich trotz der<br />

immer mehr zunehmenden Hitze stundenlang mit den Nuba durch<br />

die Felsen klettern, um mir auch ihre sehr weit abliegenden Häuser<br />

anzusehen. Die Nuba-Häuser sind sehenswert. Bei keinem anderen<br />

Stamm in Afrika habe ich ähnliche Bauten angetroffen. Jeder<br />

Wohnkomplex umfaßt fünf bis sechs Rundhäuser, die durch Mauern<br />

ringförmig miteinander verbunden sind. Der Eingang führt auf<br />

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