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ich für einen kurzen Augenblick zwei schwarze Gestalten, die als<br />

einzigen Schmuck tellergroße Metallscheiben an den Ohren trugen,<br />

ein anderes Mal eine Gruppe, die nur mit weißen Reiherfedern<br />

geschmückt war, die wie Kronen auf ihren Köpfen aussahen. Leider<br />

unmöglich, sie zu fotografieren — sie waren zu scheu.<br />

Auf der Rückreise blieben wir einen Tag in Pibor Post, dem Sitz<br />

des Stammes der Murle. Die Männer sind als Löwenjäger berühmt,<br />

die Mädchen und Frauen, die einen aus blauen Perlen bestehenden<br />

Kopfschmuck trugen, rauchten ebenso wie die Männer große Wasserpfeifen<br />

und waren ganz und gar nicht scheu, sie waren lustig<br />

und zu Späßen aufgelegt. Ich konnte sie fotografieren, soviel ich<br />

wollte.<br />

In Bor verabschiedete ich mich von dem Gouverneur, er mußte<br />

zurück nach Malakal. Er gab mir den Rat, nicht mit dem Nildampfer<br />

nach Juba zu fahren, sondern auf einen Wagenkonvoi zu<br />

warten. In dem Rasthaus des Ortes erlitt ich zum ersten Mal in<br />

Afrika einen fiebrigen Anfall. Der Arzt, nach dem ich geschickt<br />

hatte, kam nicht, begnügte sich damit, mir durch einen Boy Tabletten<br />

bringen zu lassen. Ich war skeptisch, nahm ein Aspirin, und am<br />

nächsten Tag war das Fieber vorbei.<br />

Im Rasthaus hatte ich Gelegenheit, mit einem ehemaligen Häftling,<br />

einem Dinka, der als Boy mein Zimmer aufräumte, zu sprechen.<br />

Vorsichtig erzählte er, daß er zu Unrecht bestraft worden<br />

war. Er sollte sogenannte Steuergelder von den Häuptlingen der<br />

Dinka kassieren. Jedes Rind wird einmal im Jahr mit einer kleinen<br />

Geldsumme belegt. Aber die Häuptlinge hätten ihm das Geld nicht<br />

gegeben, und die sudanesischen Beamten beschuldigten ihn, es unterschlagen<br />

zu haben.<br />

«Wenn Sie unschuldig sind», sagte ich, «warum laufen Sie dann<br />

nicht weg?»<br />

Darauf sagte er: «Niemand könnte sich für längere Zeit im Busch<br />

verstecken.»<br />

«Wieso? Es gibt doch riesige Flächen, wo keine Menschen wohnen.»<br />

Der Dinka: «Es können hundert und mehr Kilometer unbewohnt<br />

sein, und trotzdem käme ein Mensch, der sich dort versteckt, mit<br />

irgendwelchen Schwarzen in Berührung. Um im Busch zu überleben,<br />

muß man Kontakte zu Menschen aufnehmen, und wenn nur<br />

zwei oder drei von seiner Existenz etwas wissen, erfahren es in ein<br />

paar Wochen alle. Die Trommeln übertragen auf weite Strecken<br />

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