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Fast alle meine alten Freunde waren da. Nun wurde erst einmal<br />

beraten, wo ich untergebracht werden sollte, denn sie wußten nun,<br />

daß ich nur wenige Tage bleiben könnte. Da war keine Zeit, eine<br />

Hütte zu bauen, aber im Freien wollten sie mich wegen der abendlichen<br />

Stürme nicht schlafen lassen. Schon nach wenigen Minuten<br />

wurde das Nuba-Haus von Natu, der sich zur Zeit in seiner Seribe<br />

befand, für mich freigemacht, und die Männer, Frauen und Kinder,<br />

die in dem Haus wohnten, bei Freunden untergebracht. Nur Nua,<br />

eine ältere Frau, und zwei Knaben sollten bleiben, damit ich nicht<br />

ganz allein war. Meine weiteren Mitbewohner waren Ziegen, kleine<br />

Schweine und Hühner. Inzwischen hatten Frauen und Männer die<br />

Kisten, auf den Köpfen tragend, zu dem Haus hinaufgebracht.<br />

Mohamed wollte lieber mit seinen beiden Gehilfen in der Schule<br />

von Rheika bleiben.<br />

Von nun an war mein Haus überfüllt, von weither kamen die<br />

Nuba, um mich zu begrüßen. Es war so, als wäre hier die Zeit<br />

stehengeblieben, als wäre ich erst vor wenigen Tagen abgereist.<br />

Nichts hatte sich verändert. Schon am nächsten Tag machte ich<br />

mich zu einem Besuch in die Korongo-Berge auf, ein ungeheurer<br />

Spaß für meine Nuba, denn wer immer Platz auf unserem großen<br />

LKW fand, fuhr mit. Es war eine Strecke von ungefähr 35 Kilometern,<br />

die sie sonst zu Fuß laufen mußten. Auch von den Korongo-<br />

Nuba wurde ich überschwenglich begrüßt. Sie erhielten ihre kleinen<br />

Geschenke, und sie beschenkten auch mich. Ich bekam Hühner,<br />

Erdnüsse und Kalebassen.<br />

Nach meinem Kalender war es Heiligabend, und schon das dritte<br />

Mal verbrachte ich die Weihnachtsfeiertage bei den Nuba. Aus Khartum<br />

hatte ich Kerzen und einen künstlichen grünen Tannenzweig<br />

mitgenommen, dazu viel Lametta, denn alles, was glitzert, gefällt<br />

den Nuba. Ich hatte mir eine kleine Weihnachtsfeier ausgedacht,<br />

eine Überraschung, denn die Nuba wissen ja nicht, was das ist:<br />

Weihnachten. Als ich dann in der Dämmerung in meiner Hütte die<br />

Kerzen entzündete, stellte sich heraus, daß die Nuba noch nie eine<br />

Kerze gesehen hatten. Lautlos wurde alles beobachtet. Dann fragten<br />

sie, was das bedeutet. Ich versuchte, ihnen eine kleine Geschichte<br />

zu erzählen, band mir ein Bettlaken um, drapierte mich ein<br />

bißchen als Engel und hatte einen Mordsspaß, mich mit meinen<br />

wenigen Sprachbrocken mit den Kindern zu unterhalten. Ich versuchte<br />

ihnen klarzumachen, daß an diesem Tage in «Alemania» die<br />

Kerzen brennen und alle Kinder geprüft werden, ob sie brav oder<br />

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