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der Bote in der Seribe berichtet hatte. Natu, Tukami und meine<br />

anderen Nuba-Freunde seien mit ihren Familien und Rindern in die<br />

Berge geflüchtet.<br />

In einer so gefährlichen Lage wollten meine Mitarbeiter verständlicherweise<br />

das Lager nicht verlassen. Da ich immer noch nicht<br />

glauben konnte, daß die Häuser in Tosari tatsächlich brannten, beschloß<br />

ich, mich davon zu überzeugen und mit unserem VW-Bus<br />

dorthin zu fahren. Die mit Speeren bewaffneten Nuba-Männer nahm<br />

ich mit. Auf dem Weg nach Tosari sahen wir am Wegrand auch ab und<br />

zu Nuba-Gruppen mit Speeren, die alle mitgenommen werden wollten.<br />

Als wir in Tosari ankamen, brannte dort kein einziges Haus, auch<br />

sahen wir keine Feuerstellen, aber auch hier herrschte Totenstille.<br />

Erleichtert stellte ich fest, daß die Gerüchte nicht stimmten. Wir<br />

gingen von Hütte zu Hütte, sie waren leer, alle Bewohner waren<br />

geflohen. Wie in Tadoro waren nur einige ältere Nuba-Männer zurückgeblieben.<br />

Ich versuchte, sie zu beruhigen und sagte: «kullo<br />

kirre» — alles Lügen, «kullo dette, dette» — alles sehr, sehr weit<br />

entfernt. Wir setzten uns zusammen, machten ein Lagerfeuer, und<br />

die alten Nuba-Männer erzählten mir, was sie früher, als die Engländer<br />

noch hier waren, erlebt hatten. Sie glaubten, es wären wieder die<br />

Engländer, die sie bedrohten. Langsam konnte ich ihnen die Angst<br />

nehmen.<br />

In Tadoro hatte sich inzwischen ein arabischer Händler mit seiner<br />

Familie eingefunden, der auf Grund der Gerüchte von Todesangst<br />

befallen schien. Obgleich die Nuba sehr friedlich waren, hätte diese<br />

Situation doch zu Ausschreitungen gegen Araber führen können. Es<br />

lebten in den Nuba-Bergen nur vereinzelt arabische Händler, die Perlen<br />

und bunte Tücher gegen Korn, Tabak oder Baumwolle mit den<br />

Nuba tauschten. Ich brachte den Araber und seine Familie mit dem<br />

Bus nach Rheika, wo sie in der Schule ziemlich sicher waren. Meine<br />

gutgemeinte Hilfe wurde aber schlecht belohnt. Der arabische Händler<br />

zeigte mich, wie ich später erfuhr, bei der Polizei in Kadugli als<br />

angebliche «Spionin» an, die mit dem «Feind», gemeint waren die in<br />

der Nähe lebenden Schilluk und Dinka, zusammenarbeite. Diese absurden,<br />

gefährlichen Behauptungen landeten in den Akten der geheimen<br />

Staatspolizei in Khartum, und in der Folge wurde mir bei einer<br />

später geplanten Expedition das Einreise-Visum nach dem Sudan<br />

verweigert. Als Beweis für seine Beschuldigungen hatte der Araber<br />

angegeben, wir hätten uns durch «Lichtsignale» mit den Feinden der<br />

Sudanesen in Verbindung gesetzt. Damit meinte er die Blitzlichtauf-<br />

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