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te. Sie wußte nicht, wer meine Freilassung veranlaßt hatte, wahrscheinlich<br />

die Militärregierung, nicht das «Deuxième Bureau». Es<br />

wurde ihr nur mitgeteilt, sie könnte mich aus dem Gefängnis abholen.<br />

Unter der Pflege meiner Mutter kam ich langsam wieder zu Kräften,<br />

aber die innere Resignation blieb. Zu oft wurden in mir alle<br />

Hoffnungen zerstört.<br />

Auch als ein Schreiben des französischen Militär-Kommandanten<br />

von Kitzbühel eintraf, blieb ich skeptisch. Es lautete:<br />

Im Auftrag von General Bethouart, Kommandierender Chef in<br />

Österreich, ist Frau Leni Riefenstahl-Jacob berechtigt, in ihrem<br />

Haus am Schwarzsee in Kitzbühel zu bleiben, wo sie ihren Film<br />

«Tiefland» beenden soll.<br />

Nach allem, was ich bisher in der französischen Zone erlebt hatte,<br />

empfand ich das nur als Hohn. Aber mein Mann, der nach seiner<br />

Entlassung aus dem Gefängnis und vor meiner Rückkehr wieder bei<br />

uns wohnte, war optimistisch. Nach diesem Bescheid, meinte er,<br />

stehst du von jetzt ab in Österreich unter dem Schutz der französischen<br />

Militärregierung.<br />

Er irrte sich. Nach einer kurzen Atempause erschienen plötzlich<br />

französische Polizisten und umstellten unser Haus. Was war nun<br />

geschehen? Ich litt schon an Verfolgungswahn. Ein Polizeioffizier<br />

erklärte: Dieser Befehl käme von höchster Stelle aus Paris und<br />

betreffe alle Personen, die zur Zeit im Haus Seebichl wohnten.<br />

Niemand dürfte das Haus Seebichl mehr verlassen. Der Arrest galt<br />

also auch meiner Mutter, meinem Mann und sogar drei meiner<br />

Mitarbeiter, die sich bei uns befanden. Weder mein Mann noch<br />

meine Mutter und auch keiner der drei Mitarbeiter waren Mitglieder<br />

der NSDAP gewesen, auch hatte sich niemand von uns politisch<br />

betätigt. Es lagen auch keinerlei Anklagen vor. Ohne jeden Rechtsschutz<br />

waren wir der Willkür französischer Dienststellen ausgesetzt.<br />

Wir erfuhren keine Gründe für diesen neuen Arrest, auch<br />

nichts über seine Dauer. Man sagte uns nur, Lebensmittel müßten<br />

wir uns telefonisch bestellen, sie könnten ins Haus gebracht werden,<br />

aber Besucher dürften wir nicht empfangen. Das vierte Mal<br />

war ich nun in der französischen Zone verhaftet worden, nachdem<br />

mir vorher von höchster Stelle schriftlich bestätigt worden war, wir<br />

dürften bleiben und ich sollte sogar arbeiten können. Eine telefoni-<br />

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