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«Ist es wahr, daß es vernichtet werden muß?» fragte ich zutiefst<br />

bestürzt.<br />

«Noch ist nichts passiert», beruhigte mich Dr. Kamitz. Nun erfuhr<br />

ich, warum die Franzosen diese Bedingung stellten und weshalb<br />

sie so große Schwierigkeiten machten. Die wichtigste Ursache:<br />

Mein Eigentum hätte auf Grund des Kontrollratabkommens zwischen<br />

Frankreich und Österreich von den Franzosen überhaupt<br />

nicht in Kitzbühel beschlagnahmt werden dürfen. Es erfolgte auch<br />

gegen den Befehl der französischen Besatzungsmacht. Es waren<br />

Filmoffiziere, die unmittelbar der Sureté unterstanden, die auch<br />

rechtswidrig das Geld von unseren Konten abgehoben hatten und<br />

auch meine privaten Sachen nach Paris verschleppten. Um einen<br />

Skandal in Frankreich zu verhindern, sollte dies verdunkelt werden.<br />

Deshalb wurde ich auch immer wieder meiner Freiheit beraubt und<br />

in die Irrenanstalt gebracht, wo ich ohne die Einschaltung von Professor<br />

Dalsace vielleicht nie mehr herausgekommen wäre. Zuerst<br />

versuchten die französischen Filmoffiziere «Tiefland» selbst auszuwerten.<br />

Über ein Jahr haben sie an meinem Material herumgeschnitten.<br />

Erst als die internationale Rechtslage sich soweit<br />

gefestigt hatte, daß die Verletzung der Urheberrechte für sie doch<br />

zu heikel wurde, haben sie davon Abstand genommen. Nun fürchteten<br />

sie, daß, wenn das Material an mich zurückgegeben wird,<br />

festgestellt werden kann, wie viele meiner Filme sie kaputtgemacht<br />

oder verkauft haben. Die österreichische Regierung, als Treuhänder<br />

deutschen Eigentums, kann außer Schadensersatzansprüchen beim<br />

französischen Militärgericht auch Klage wegen Amtsuntreue und<br />

Diebstahl erheben. Das fürchteten die französischen Dienststellen.<br />

Um dies zu verhindern, versuchten sie eine Übergabe des Materials<br />

unmöglich zu machen. Um dies auf legalem Weg zu erreichen, behaupteten<br />

sie dem österreichischen Finanzministerium gegenüber,<br />

daß nicht ich der Eigentümer von «Tiefland» sei, sondern die NSDAP.<br />

Für Staats- und Parteieigentum können die Franzosen eine Verfallserklärung<br />

erlassen und dann rechtsmäßig mit dem Material tun,<br />

was sie wollen. So war im Augenblick, wie Minister Dr. Kamitz es<br />

mir schilderte, die Situation.<br />

«Können Sie das noch verhindern?»<br />

«Ich hoffe es», sagte Dr. Kamitz, «die Rechtsabteilung meines<br />

Ministeriums beschäftigt sich intensiv damit. Wenn es Ihnen gelingt,<br />

den Beweis zu erbringen, daß ‹Tiefland› nicht von der Partei<br />

finanziert wurde, können wir die Filme retten.»<br />

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