09.01.2013 Aufrufe

Untitled

Untitled

Untitled

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Traut gegen mich aufzuwiegeln. Beinahe wäre es ihm gelungen. In<br />

seinen Berichten, in die er immer giftigere Bemerkungen über mich<br />

einstreute, ließ er sich hinreißen, ihm mitzuteilen, daß alle Probleme<br />

durch mich entstehen, weil ich zuviel von ihnen verlangte. Nur<br />

wenn ich als Leiterin und Regisseurin abberufen würde, könnte der<br />

Film noch gerettet werden.<br />

Erschrocken schickte darauf Traut Rechtsanwalt Dr. Bayer zu<br />

uns und ließ mich nach München kommen. Er war durch die Berichte<br />

so verunsichert worden, daß er mich unbedingt sprechen<br />

wollte. Ohne den unglückseligen Autounfall hätte die «Schwarze<br />

Fracht» noch gerettet werden können.<br />

Traut hätte sich aus dieser schlimmen Situation, wenn er Konkurs<br />

angemeldet hätte, befreien können. Die «Stern-Film» war eine<br />

GmbH. Das wollte er nicht. Allerdings wäre dann seine Einlage<br />

von 200 000 DM, die er bis dahin in den Film investiert hatte,<br />

verloren gewesen. Er war von dem Erfolg des Projekts überzeugt<br />

und versprach den Gläubigern, alle ihre berechtigten Ansprüche zu<br />

erfüllen. Um dies zu ermöglichen, mußte er sich von seinem letzten<br />

persönlichen Besitz trennen, einem gut florierenden Café, das sich<br />

am Stachus im Haus des «Gloria-Film-Theaters» in München befand.<br />

Eine Entscheidung, die ihm ungemein schwerfallen mußte.<br />

Diese für ihn so schmerzlichen Transaktionen zogen sich solange<br />

hin, daß es sieben Monate dauerte, bis der letzte der Mitarbeiter<br />

aus Nairobi abberufen werden konnte.<br />

Meine berufliche Existenz schien nun endgültig vernichtet zu<br />

sein. Die Vorurteile gegen mich waren unüberwindlich. Auch mein<br />

Körper rebellierte, ich mußte in ein Krankenhaus. Dr. Westrich<br />

stellte eine Nervenerkrankung fest. Meine Hauptsorge war meine<br />

Mutter, die schon seit Wochen im Schwabinger Krankenhaus lag.<br />

Die Aufregungen hatten ihr Herz angegriffen und weitere Krankheiten<br />

ausgelöst. Wir waren nicht versichert, da wir die hohen Beiträge<br />

nicht hätten zahlen können. Bisher hatten die Ärzte auf ihr<br />

Honorar verzichtet, aber wie es dieses Mal mit den Kosten werden<br />

sollte, wußte ich nicht.<br />

Seit Kriegsende hatte mich jeder Strahl von Glück verlassen, das<br />

Leben war für mich ein unerträglicher Existenzkampf geworden,<br />

entstanden aus Intrigen und politischer Diskriminierung. Wenn ich<br />

nicht für meine Mutter hätte sorgen müssen, hätte ich dieses unwürdige<br />

Leben längst aufgegeben. Diese Wochen im Krankenhaus<br />

gehören zu den dunkelsten in meinem Leben. Ohne irgendwelche<br />

179

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!