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nur, er habe ihn bekommen.<br />

Beim Abendessen, das im Gegensatz zu den luxuriösen Räumen<br />

in einem fast schmucklosen Zimmer, im Souterrain, eingenommen<br />

wurde, lernte ich auch die Kinder kennen. Ich glaube, es waren vier<br />

oder fünf meist blonde Mädchen. Das Essen war spartanisch einfach,<br />

so auch die Konversation. Die Atmosphäre war ziemlich steif,<br />

ich war froh, als die Mahlzeit vorüber war. Den Abend verbrachten<br />

wir ebenfalls ziemlich schweigsam im oberen Salon bei Musik.<br />

Harald Quandt hatte sich für seine Schallplatten eine Superakustik<br />

einbauen lassen — der Klang hätte in Bayreuth kaum subtiler sein<br />

können. Ich war von so viel Erhabenheit so gehemmt, daß ich nicht<br />

den Mut hatte, mein Anliegen vorzutragen.<br />

Einige Tage nach meinem Besuch schickte ich Quandt die Unterlagen<br />

der «Deutschen Nansen-Gesellschaft» und bat ihn um Unterstützung<br />

des Filmprojekts. Ebenso wie von Alfried Krupp erhielt<br />

ich eine Absage mit der gleichen Begründung. Vor wem fürchteten<br />

sich diese reichen Konzernchefs eigentlich? Der kleine Betrag, der<br />

auch in Form eines Darlehens gegeben werden konnte, wäre für<br />

Millionäre dieser Klasse doch nur ein Trinkgeld gewesen. Es konnte<br />

nicht am Desinteresse liegen, denn sonst hätte Krupp mich nicht<br />

gebeten, meine Dias an Prinz Bernhard zu schicken. Auch sie scheuten<br />

sich wohl, irgendwann und irgendwie für einen kurzfristigen<br />

Augenblick zusammen mit dem Namen Riefenstahl genannt zu werden.<br />

Vielleicht fürchteten sie, das könnte ihre Geschäfte Millionen<br />

kosten.<br />

Da bot sich mir überraschend vielleicht doch noch eine Chance.<br />

Diesmal besuchte mich eine Millionärin. Mrs. Whitehead kam aus<br />

den USA und war die Alleinerbin ihres Mannes. Um die Bedeutung<br />

dieses Besuches in meiner damaligen Situation zu verstehen, muß<br />

ich auf Vergangenes zurückgreifen.<br />

Ich hatte sie und ihren Mann durch meinen Bruder, mit dem sie<br />

beide befreundet waren, 1938 in Berlin kennengelernt. Damals war<br />

sie eine junge, schlanke und sehr fröhliche Frau. Ihre Heirat mit<br />

dem superreichen Amerikaner hatte Aufsehen erregt: Sie war die<br />

Tochter einer Berliner Waschfrau. Als das Ehepaar seinen Deutschlandbesuch<br />

beendete, schenkten sie mir ihren bildschönen dressierten<br />

Schäferhund, der mich zwar gern hatte, leider aber nicht die<br />

Passanten, die an meinem Haus vorbeigingen. Trotz einer hohen<br />

Mauer, die er nur mit viel Mühe überspringen konnte, biß er soviele<br />

Leute, daß er eingeschläfert werden mußte.<br />

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