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der Klinik von Dr. Westrich in der Widenmayerstraße. Ihr Zustand<br />

war ernst. Eines Tages, als ich von einem Besuch in der Klinik nach<br />

Hause kam, überfiel mich ein Schüttelfrost. Das Thermometer zeigte<br />

41 Grad. Ich glaubte, es müßte kaputt sein, und besorgte mir ein<br />

zweites. Auch das zeigte 41 Grad. Alle Krankenhäuser waren belegt,<br />

sogar das, in dem meine Mutter lag. Erst nach 24 Stunden<br />

wurde ein Bett in der Klinik in der Möhlstraße frei, in der aber nur<br />

Frauen lagen, die von ihrem Baby entbunden werden wollten. Es<br />

war ein Freitag, kein Arzt mehr anwesend, nur noch Schwestern<br />

waren da, die sich um mich bemühten. Am Montag kam endlich ein<br />

Arzt. Er untersuchte mich aber nicht. Ich beobachtete, wie er etwas<br />

zu den Schwestern sagte. Wenig später kamen zwei Männer,<br />

legten mich auf eine Tragbahre und trugen mich in einen Krankenwagen.<br />

Ich war zu schwach, um zu fragen, was man mit mir vorhatte.<br />

Erst als ich in das Schwabinger Krankenhaus eingeliefert<br />

wurde, erfuhr ich, der Arzt in der Möhlstraße hatte eine Tropenkrankheit<br />

vermutet, da ich kurz zuvor in Afrika gewesen war. So<br />

kam ich in eine Isolierabteilung. Die vermutete Diagnose erwies<br />

sich als ein Irrtum. Röntgenaufnahmen ergaben, daß ich eine handfeste<br />

Lungenentzündung hatte. Zwar mußte ich einige Wochen in<br />

der Isolierabteilung bleiben und durfte während dieser Zeit auch<br />

keinen Besuch empfangen, aber die Ärzte waren verständnisvoll<br />

und gaben mir ein Einzelzimmer, obwohl ich ein Patient der dritten<br />

Klasse war.<br />

Als ich nach einem Monat entlassen wurde, hatte auch meine<br />

Mutter ihre Krise überwunden. Unsere Wohnung war noch vermietet,<br />

und so reiste ich mit ihr wie in fast jedem Winter in die Berge.<br />

Wir bewohnten gemeinsam ein bescheidenes Zimmer, fühlten uns<br />

aber doch sehr viel wohler als in der Großstadt.<br />

Ein letzter Versuch<br />

Allerdings war dieses bißchen Glück nicht von langer Dauer. Weder<br />

meine Mutter noch ich bezogen eine Rente, und der einzige<br />

Vermögenswert, den meine Mutter noch besaß, ihr Haus und Grundstück<br />

in Zernsdorf, befand sich in der DDR. Auf mehrfache Anfragen<br />

bei dem Bürgermeister dieses Ortes, der, wie uns Verwandte<br />

aus der DDR mitteilten, das Haus meiner Mutter bewohnt, haben<br />

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