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sche nicht erfüllen konnten, freundlich vertrösten. So ging das von<br />

früh bis spät. Ab und zu kamen sogar die jungen Mädchen von<br />

Kau, einige mit ihren Müttern. Abgesehen von ihrer Neugierde war<br />

es vor allem ihr Verlangen nach Perlen, das sie zu uns führte. Einige<br />

dieser schönen Mädchen schenkten mir dafür ihre im Haar befestigten<br />

Metallspangen oder ihre Armreifen.<br />

Während dieser Zeit hatte ich ein unvergeßliches Erlebnis. Horst<br />

schlief schon — er hatte einen besonders schweren Tag gehabt. Ich<br />

beobachtete den Mond, wie er über den Bergen von Kau aufging.<br />

Schon in meiner Jugendzeit hatte der Mond immer große Anziehungskraft<br />

auf mich ausgeübt. Einen so großen und so hellen Mond<br />

hatte ich jedoch noch nie gesehen. Ich fand keine Ruhe zum Schlafen<br />

und ging nur mit einem Stock und einer Taschenlampe aus<br />

unserer Umzäunung hinaus. Da glaubte ich, in weiter Ferne Trommeln<br />

zu hören. Nur die Hunde bellten, sonst war es ganz still. Der<br />

Mondschein war so hell, daß ich ohne Taschenlampe gut sehen<br />

konnte. Ich ging in die Richtung, aus der das immer stärker vernehmbare<br />

Trommeln kam. Nach ungefähr zwanzig Minuten Weg<br />

erkannte ich am Rand des Dorfes die Umrisse einer großen Anzahl<br />

von Menschen. Junge Mädchen und Männer, die im Mondlicht<br />

tanzten. Ein Anblick von fast unwirklicher Schönheit. Eine sakrale<br />

Stimmung lag über den Tanzenden und auf ihren Zuschauern. Ich<br />

setzte mich auf einen Stein neben eine Mädchengruppe. Sie erkannte<br />

und begrüßte mich. Es tanzten immer nur vier oder fünf<br />

Mädchen, die von anderen abgelöst wurden. Fast alle waren von<br />

vollendeter Gestalt, auffallend ihre überlangen, schlanken, durchtrainierten<br />

Beine. Die Männer, von denen immer nur ein einzelner<br />

in der Mitte des kleinen Platzes tanzte, in langsamen, fast zeitlupenhaften<br />

Drehungen, waren nicht bemalt, aber stark eingeölt,<br />

ihre Körper wirkten wie lebend gewordene Marmorskulpturen.<br />

Welch ein Gegensatz zu den rot, gelb und ockerfarbig geschminkten<br />

Mädchen, die wie mit Lack überzogen aussahen. Keine Inszenierung<br />

auf einer Bühne hätte eine solche Stimmung erzeugen können.<br />

Zu den Trommeln sangen ältere Frauen Lieder in der Art von Chorgesängen.<br />

Was ich hier miterlebte, war wie die mystische Vision<br />

aus einer uralten Sage. Ich hatte keine Kamera dabei — und hätte<br />

ich eine mitgehabt, ich hätte nicht fotografiert. Unbemerkt begab<br />

ich mich nach einiger Zeit zu unserem Lagerplatz zurück.<br />

Am nächsten Morgen kam es zu einem ernsten Gespräch mit<br />

Mohamed, das uns vor eine schwere Entscheidung stellte. Er hatte<br />

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