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einen Innenhof, in dem sich die Feuerstelle befindet. Dort nehmen<br />

die Nuba ihre Mahlzeiten ein und gehen ihren Beschäftigungen<br />

nach. Die Wände sind mit Malereien von Menschen, Tieren und<br />

Gegenständen in braunen, gelben, weißen und blauen Farben geschmückt,<br />

und manche schimmern in Silberblau, das wie blauer<br />

Marmor wirkt. Auf die lehmverschmierten Steinwände wird<br />

graphithaltige Erde aufgetragen und tage-, ja wochenlang mit dem<br />

Daumenballen eingerieben, bis ein silberblauer Glanz entsteht.<br />

Eines Abends, die Nansen-Leute, der Polizist und Rolf schliefen<br />

schon, war ich noch mit dem Reinigen meiner Fotokameras und<br />

Optiken beschäftigt, als aus der Dunkelheit vier junge Nuba-Männer<br />

heraustraten, die ich längere Zeit nicht mehr in unserem Lager<br />

gesehen hatte. Sie waren mit weißen Ornamenten bemalt und hielten<br />

gitarrenartige Instrumente in den Händen.<br />

Während sie neugierig mein Tun beobachteten, spielten sie auf<br />

ihren Gitarren. Auf meine Frage, wohin sie gingen, verstand ich nur<br />

das Wort «baggara». So wurden Nomaden genannt, die mit großen<br />

Kamelherden von Zeit zu Zeit vorbeizogen. Ich dachte, sie wollten<br />

sich zu einem ihrer Lager auf den Weg machen. Da ich dort gern<br />

fotografiert hätte, bat ich, sie begleiten zu dürfen. Sie waren sofort<br />

einverstanden.<br />

Es war eine helle Mondnacht, ich ließ meine Taschenlampe zurück<br />

und nahm nur Kamera und Blitzgerät mit. Wir gingen hintereinander<br />

einen schmalen Pfad. Hierbei machte ich die Beobachtung,<br />

daß die Nuba über ein ungewöhnliches Hörvermögen verfügen. Der<br />

Mann an der Spitze war gut fünfzig Meter von dem letzten entfernt,<br />

und doch unterhielten sich die beiden, als gingen sie nebeneinander<br />

her.<br />

Nach zwei bis drei Stunden Weges blieb die Gruppe stehen. Weit<br />

und breit konnte ich nichts von einem Nomadenlager entdecken.<br />

Wir standen vor einer Dornenhecke, hinter der nach einigen Rufen<br />

ganz verschlafen ein Knabe hervorkam. Er zog einen Baumstamm<br />

aus der Hecke, und wir betraten ein Hirtenlager. In der Mitte des<br />

Kraals sah ich im Mondlicht einige Rinder liegen, und, auf runden<br />

Hölzern schlafend, junge Nuba-Männer. Neben ihnen brannte ein<br />

kleines Feuer, das von acht- bis zehnjährigen Knaben bewacht wurde.<br />

Stolz deutete Tukami, der älteste der Gruppe, auf die Rinder.<br />

«Baggara», sagte er. Nun erst verstand ich, was das bedeutete.<br />

Ohne Zweifel waren «baggara» Rinder, nicht, wie ich glaubte, Nomaden.<br />

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