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arkeit war. Da alle nett zu ihnen waren, verloren sie bald ihre Scheu.<br />

Ich war gespannt, was sie außer dem Wasser am meisten beeindruckte.<br />

Es war nicht der schön gepflegte Rasen oder die Blumen, es war<br />

etwas anderes. Voller Entzücken betrachteten sie in der Halle des<br />

Hauses die Jagdtrophäen des Hausherrn, die großen Büffelhörner<br />

und die gewaltigen Elefantenzähne. Das faszinierte die Nuba, das<br />

Jagdfieber brach bei ihnen durch. In ihren heimatlichen Bergen gab es<br />

wegen des Wassermangels kaum noch Wild.<br />

Nun bekamen wir gut zu essen, Brot, Früchte, Butter und Honig,<br />

die Nuba einige Liter Milch, auch ein Wunder für sie, denn<br />

schon eine kleine Schale Milch ist in Tadoro fast ein Luxus. Dann<br />

gab es Tee, und, was sie so gern mögen, viel, viel Zucker.<br />

Sofort nach dem Frühstück fuhr ich mit ihnen auf den Markt,<br />

um sie einzukleiden. Das Praktischste für sie waren die Galabias,<br />

das meistgetragene Kleidungsstück im Sudan, jenes lange Gewand,<br />

das vor Staub und Sonne schützt und außerdem eine kleidsame<br />

Tracht ist. Natu wählte eine türkisfarbene Galabia, also wollte Dia<br />

unbedingt die gleiche haben, aber in dieser Farbe gab es keine mehr.<br />

Der Händler bemühte sich, eine gleiche zu finden, und brachte<br />

schließlich eine hellgrüne herbei. Da wurde Dia bockig. Er wollte<br />

die nicht und fing wie ein kleines Kind fast an zu weinen, und erst,<br />

als ich ihm sagte, nun bekäme er gar keine, zog er schmollend die<br />

hellgrüne über.<br />

Bald war dieser Schmerz vergessen, und sie kamen aus dem Staunen<br />

nicht heraus. Die vielen Schuhe, Tücher und die Unmenge von<br />

anderen Sachen waren für sie reine Wunder. Ich kaufte noch einige<br />

Wolldecken für die alten Frauen, die nachts frieren, und noch andere<br />

praktische Sachen, die ich gerade sah. Mir verblieb nur noch<br />

wenig Zeit. Ich hatte mich noch polizeilich abzumelden.<br />

Beim Verpacken der Kisten kamen meine beiden mit Tüchern<br />

umwickelten Leicas zum Vorschein. Ich mußte sie im letzten Augenblick<br />

der überstürzten Abreise in eine Kiste gelegt haben. So<br />

beschämend das für mich war, meldete ich es dennoch der Polizei.<br />

Am Abend besuchte uns Abu Bakr. Mit Freude sah ich, wie er<br />

Dia und Natu begrüßte, so herzlich wie ein Vater. Er umarmte sie,<br />

und die beiden strahlten. So konnte ich sie ihm guten Gewissens<br />

nach meinem Abflug anvertrauen.<br />

Das Flugzeug startete wenige Minuten nach Mitternacht. Natu<br />

und Dia bestanden darauf, mich in den Himmel fliegen zu sehen.<br />

Sie hatten nicht die Absicht, in Khartum zu bleiben, und wollten<br />

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