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von Natur aus gutmütig, und manchmal schien ihm sein Verhalten<br />

leid zu tun. Ich vermutete, daß er wie Dieter einen Hitzekoller<br />

hatte. Einmal geriet dieser in solche Wut, daß er mit Fäusten auf<br />

mich losging. Ich hatte ihm Vorwürfe gemacht, weil er einen Nuba-<br />

Hund erschossen hatte — nachts waren wir alle über dem Schuß<br />

und dem Heulen der Hunde erschrocken aufgewacht. Die Nuba<br />

liefen zusammen und waren sehr erregt, als sie den Hund erschossen<br />

auffanden. Hätte ich sie nicht beruhigt, wäre die Sache böse<br />

ausgegangen. Dieter verteidigte sich mit dem Argument, der Hund<br />

hätte einige seiner präparierten Fledermäuse gefressen. Das war<br />

schon möglich. Aber er war schießwütig, zweifellos. Bei unseren<br />

Fahrten führte er immer sein Gewehr mit und klappte die vordere<br />

Windschutzscheibe herunter, um die Waffe schußbereit zu halten.<br />

Da ich ihn nicht reizen wollte, gab ich bald meine Proteste auf. Als<br />

Fahrer des zweiten Wagens war er unentbehrlich.<br />

Meine Nerven waren aufs äußerste strapaziert, kein Wunder,<br />

täglich mußte ich befürchten, diese Belastungen nicht mehr durchzustehen.<br />

Aber, um den Film zu retten, ließ ich alles über mich<br />

ergehen, auch die immer exzessiver verlaufenden Wutanfälle des<br />

Elektrikers, der sich einmal in eine solche Raserei steigerte, daß er<br />

die Axt erhob und damit mehrere Male auf eine vor seinem Zelt<br />

stehende Sperrholzplatte einschlug. Ich habe es als Dokument im<br />

Foto festgehalten. Am nächsten Morgen war er sanft wie ein Lamm,<br />

brachte mir eine Flasche mit Obstsaft, den seine Frau eingekocht<br />

und ihm mitgegeben hatte. Er war nicht wiederzuerkennen.<br />

Noch fehlten wichtige Aufnahmen von den Ringkampffesten,<br />

vor allem vom Endkampf. Es war mehr als schwierig, mit der Kamera<br />

nahe genug an die Kämpfenden heranzukommen. Sie wurden<br />

von den sie umgebenden Nuba vollständig verdeckt. Um das ganze<br />

Geschehen eines solchen Festes total einzufangen, hätte es mehrerer<br />

Kameramänner bedurft: Für die Gesichter der Zuschauer, die<br />

der Kämpfer, die der Sieger, der trillernden Frauen und tanzenden<br />

Mädchen und vor allem für die Kämpfe selbst.<br />

Bei einem solchen Fest hatte ich Pech. Ich wollte zwei Ringkämpfer<br />

fotografieren und bin zu nahe an sie herangegangen. Während<br />

ich durch den Sucher schaute, stürzten beide über mich, und<br />

ich lag mit meiner Leica unter ihnen, einen stechenden Schmerz im<br />

Brustkorb. Die Nuba waren nicht böse, sie lachten, hoben mich<br />

auf, nahmen mich auf die Schultern und trugen mich aus dem Ring.<br />

Dann kämpften sie weiter.<br />

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