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Die französische Militärregierung protestierte ein zweites Mal<br />

mit der Begründung, die Einstufung in die Gruppe der «Vom Gesetz<br />

nicht Betroffenen» entspreche nicht dem Gesetz. So mußte<br />

das Badische Staatskommissariat mich ein halbes Jahr später ohne<br />

mein Beisein als Mitläuferin einstufen. Das war mir auch sympathischer.<br />

Von den vielen eidesstattlichen Erklärungen, die ich der Spruchkammer<br />

vorlegen konnte, war wohl die Ungewöhnlichste die von<br />

Ernst Jäger. Seit er mich 1939 in New York so schmählich im Stich<br />

ließ, hatte ich außer den Presse-Pamphleten, die er über mich verfaßt<br />

hatte, nichts mehr von ihm gehört. Als ich nun nach neun<br />

Jahren seinen Brief las, stand ich vor einem Rätsel. Wie konnte<br />

jemand, der mir so mitgespielt, der meinen Namen für üble Geldgeschäfte<br />

mißbraucht hatte, jetzt mit solchem Nachdruck für mich<br />

eintreten? In seiner eidesstattlichen Erklärung, die er mir ohne Aufforderung<br />

zusandte, schrieb er:<br />

Hollywood 28,<br />

1385 North Ridgewood Place<br />

11. Juli 1948<br />

Ich, Endunterzeichneter Ernst Jäger, wohnhaft in Hollywood, erkläre hiermit in<br />

Sachen der Entnazifizierung von Frau Leni Riefenstahl-Jacob an Eidesstatt:<br />

Ich kenne Frau Riefenstahl seit 20 Jahren. Als früherer Chefredakteur<br />

des Berliner «Film-Kurier» hatte ich reichlich Gelegenheit,<br />

ihren einzigartigen Aufstieg als die bedeutendste Gestalterin des<br />

Films in der Welt zu verfolgen. Wahrend der Jahre des Nazi-Regimes<br />

von 1933 bis 1938, als ich mit ihr nach Amerika fuhr, hatte<br />

ich noch intimere Einblicke in ihre Person und ihr Schaffen, da ich<br />

mit allen ihren während dieser Zeit entstandenen Filmen in irgendeiner<br />

Form verbunden war.<br />

Wegen angeblich allzu verherrlichender Artikel über Hollywood, die ich 1935<br />

in Deutschland veröffentlichte, wurde ich auf Lebenszeit aus der Pressekammer<br />

ausgeschlossen, mein Bann erschien in vielen Zeitungen. Frau Riefenstahl hat von<br />

diesem Bann nicht nur Kenntnis genommen, sondern ihm lange Jahre getrotzt. Sie<br />

tat dies nicht, weil sie sich irgendwelche Vorteile von meiner Feder erwartete,<br />

sondern aus innerem Protest, wie in meinem Fall so in vielen anderen. Es würde<br />

Seiten füllen, wie Frau Riefenstahl mich stets veranlaßte, auch für andere unter<br />

ähnlichem Bann stehende Schriftsteller einzutreten und ihnen materiell zu helfen.<br />

Große Geldsummen hat Frau Riefenstahl dafür ausgeworfen, obwohl sie privatim<br />

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