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koppelt, auch den Schlafwagen. Ich stieg in den ersten Wagen, der<br />

vor mir stand, legte mich dort auf den Boden, und niemand hätte<br />

mich mehr von hier weggebracht. Als der Engländer mich fand,<br />

sagte er erschrocken: «Kommen Sie, Frau Riefenstahl, das ist der<br />

Wagen des Präsidenten. Hier können Sie nicht bleiben.»<br />

Ich konnte die Augen nicht mehr offenhalten und schlief ein. Als<br />

ich nach mehreren Stunden erwachte, war es längst Abend und der<br />

junge Engländer noch immer bei mir. Es war kühler geworden, und<br />

durch den Schlaf erquickt, konnte ich den Zug verlassen. Der junge<br />

Mann brachte mich zu Abu Bakr, der an den Ufern des «Blauen<br />

Nil» in einem großen offenen Zelt befreundete Ehrengäste bewirtete.<br />

An seiner Seite verlebte ich einen unvergeßlichen Abend. Nach<br />

einem reichhaltigen Essen, auf Strohteppichen von Schwarzen serviert,<br />

die mit ihren farbigen Gewändern und den breiten Schärpen<br />

malerisch aussahen, genossen wir diese Stunden. Das Eindrucksvollste<br />

für mich, wie immer in Afrika, war der von Milliarden von<br />

Sternen übersäte tiefblaue Himmel, der uns wie ein riesiges Dach<br />

überspannte.<br />

Die Reise nach dem «Dinder Park» war abgesagt worden. Die<br />

vom Regen verschlammten Pisten waren noch nicht befahrbar. Deshalb<br />

traten wir früher als vorgesehen die Rückfahrt an, in deren<br />

Verlauf ich in den Salonwagen des Präsidenten des Sudan, damals<br />

Sayed Ismail Azhari, zum Tee eingeladen wurde. Er, ein älterer<br />

gutaussehender Mann, der mich unwillkürlich an Hindenburg erinnerte,<br />

erkundigte sich nach meinen Erlebnissen bei den Nuba. Als<br />

er hörte, daß ich die Nuba wieder besuchen möchte, erhob er überraschenderweise<br />

keinerlei Einwände, ermunterte mich sogar und<br />

versprach mir jede nur erdenkliche Hilfe.<br />

Nun gab es für mich kein Halten mehr. Noch am Tage meiner<br />

Rückkehr stürzte ich mich in die Vorbereitungen. Herr Bishara, der<br />

wohlhabende Besitzer einer Speditionsfirma in Khartum, stellte<br />

mir einen LKW zur Verfügung, zwar nicht ab Khartum, sondern<br />

erst ab El Obeid bis zu den Nuba-Bergen, und verlangte dafür nur<br />

die Ausgaben für den Sprit. Meine deutschen und sudanesischen<br />

Freunde rüsteten mich mit allem Notwendigen für diese kurze Einmann-Expedition<br />

aus. Abu Bakr lieh mir sogar ein Tonbandgerät.<br />

So kamen einige Kisten zusammen. Um nach El Obeid zu kommen,<br />

mußte ich mit dem Zug fahren, der mindestens 26 Stunden unterwegs<br />

war. Die Transportkosten für den Flug nach El Obeid konnte<br />

ich mir nicht leisten. So schmolzen die Tage, die ich mit meinen<br />

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