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senen Gefangenen drei Tage Plünderungsrecht zugebilligt. Nach allem,<br />

was wir verloren hatten, schmerzte mich dieser Verlust kaum.<br />

In einem Gasthof stärkte ich mich mit einer Leberknödelsuppe,<br />

und wieder war ich von der Atmosphäre eingefangen. Während ich<br />

in einer Ecke an einem runden Tisch saß und die Leute beobachtete,<br />

kam ein wohlgenährter Bayer auf mich zu und fragte, ob er sich<br />

zu mir setzen dürfe. Er stellte sich vor: «Hermann Grampelsberger,<br />

ich bin der Besitzer dieses Gasthofes, und Sie, Sie sind doch Frau<br />

Riefenstahl?»<br />

«Sie haben mich erkannt?» fragte ich etwas beklommen.<br />

«Natürlich habe ich Sie erkannt, ich kenne doch Ihre Filme, aber»,<br />

fuhr er nach einer Pause fort, in der er mich ungeniert musterte,<br />

«Sie sehen ziemlich elend aus, und mager sind Sie auch geworden.»<br />

Nach einem langen Gespräch sagte der freundliche Mann: «Sie<br />

müssen erst wieder gefüttert werden. Ich lade Sie ein auf meine<br />

Almhütte, da können Sie bleiben, solang Sie wollen.»<br />

«Und wo liegt Ihre Almhütte?» fragte ich überrascht.<br />

«Oben, auf dem Wendelstein.»<br />

Inzwischen war bekannt geworden, daß ich mich auf dem Wendelstein<br />

aufhielt. So gern ich Autogramme gab und mich mit den<br />

Leuten unterhielt, so lebte ich in Angst, daß Peter mich hier entdecken<br />

könnte. Vorläufig aber genoß ich noch die herrliche Frühjahrssonne<br />

und den Firnschnee auf den Nordhängen, wo ich, nachdem<br />

man mir Ski und Skistiefel geliehen hatte, nach jahrelanger Pause<br />

meine ersten Schwünge wieder probierte. Hierbei lernte ich den<br />

Kameramann Paul Grupp kennen. Er überredete mich, einige Zeit<br />

auch auf seiner Almhütte, der Zeller Alm, die sich in der Nähe<br />

befand, zu wohnen. Dankbar nahm ich auch diese Einladung an.<br />

Eines Tages kam überraschender Besuch: Mein früherer Freund<br />

Hans Ertl, einer der Spitzenkameraleute des Olympiafilms. Nachdem<br />

wir uns stundenlang unsere Schicksale erzählt hatten, kam das<br />

Gespräch auch auf Trenker und das Tagebuch der Eva Braun. «Weißt<br />

du», sagte Ertl, «mir fällt da was ein. Ich habe vor einiger Zeit den<br />

Gorter besucht, du kennst ihn doch, den Kameramann — ein begeisterter<br />

Bergfreund.»<br />

«Nicht persönlich», sagte ich.<br />

«Der hat mir einen Brief vom Trenker gezeigt, in dem er den<br />

Gorter bittet, ihm Informationen über Eva Braun zu besorgen, er<br />

brauchte sie für eine italienische Zeitung. Alles», fuhr Ertl fort,<br />

«habe ich mir nicht gemerkt, es hat mich nicht interessiert, aber<br />

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