09.01.2013 Aufrufe

Untitled

Untitled

Untitled

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ich sollte ihm und seinen Gästen die Nuba-Dias zeigen.<br />

Als ich ihn vor Jahren das erste Mal in seiner Praxis aufgesucht<br />

hatte, erlebte ich eine Überraschung. Vor mir stand ein großer älterer<br />

Herr, schaute mich intensiv an und schloß mich dann in seine<br />

Arme «Leni», sagte er, «Leni Riefenstahl — auf diesen Augenblick<br />

habe ich fünfzig Jahre gewartet. Es war Mitte der zwanziger Jahre,<br />

als ich Sie hier im Engadin zum ersten Mal sah und mich Hals über<br />

Kopf in Sie verliebte. Ich glaube, es war Ihr erster Film ‹Der heilige<br />

Berg›. Sie trugen einen weißen Pelz. Ich war damals Gymnasiast<br />

und einer Ihrer glühendsten Verehrer. Täglich warteten wir Jungen<br />

vor dem Palace-Hotel, um einen Blick von Ihnen zu erhaschen. Sie<br />

anzusprechen, wagten wir damals nicht.»<br />

Seit dieser Begegnung hat er mich jahrelang ärztlich betreut. Er<br />

war ein wunderbarer Arzt, der sich nicht damit begnügte, Rezepte<br />

auszuschreiben, sondern seine kostbare Zeit nahm, um seine Patienten<br />

gründlich zu untersuchen. Er gab sich nicht mit der Diagnose<br />

zufrieden, sondern bemühte sich, der Ursache einer Krankheit auf<br />

den Grund zu gehen. Seine Patienten mußten dann oft stundenlang<br />

warten, da er sich mit jedem Kranken, ob reich oder unbemittelt,<br />

lange unterhielt, um sich in dessen Psyche zu versetzen.<br />

Trotz seines berühmten Namens — Aga Khan und andere «Prominente»<br />

waren in St. Moritz seine Patienten — machte er täglich<br />

bis spät in die Nacht hinein Hausbesuche, auch bei armen Leuten,<br />

die er kostenlos behandelte. Er war nicht nur ein begnadeter Arzt<br />

und ein großer Mensch, sein besonderes Interesse galt der Kunst.<br />

Malen war sein Hobby, Stilleben, Landschaften und Porträts seine<br />

Motive.<br />

Als ich mit meinem inzwischen uralten Opel den steilen Weg zu<br />

seinem Haus, Ende der Skiabfahrt von der Corviglia, hinauffuhr,<br />

war ich durch die vielen Leute, die ins Haus hineingingen, irritiert<br />

und wurde noch bestürzter, als ich mit meinem Projektor und dem<br />

Bildkoffer in die Garderobe kam. Die Damen in Abendkleidern, die<br />

Herren im Smoking. Die bildhübsche Frau Berry stellte mich ihnen<br />

vor. Ich war völlig verwirrt und kam mir in Skihose und Sportbluse<br />

wie Aschenbrödel vor.<br />

Zu den Gästen zählte auch Hildegard Knef mit ihrem damaligen<br />

Mann David Cameron. In ihrem schwarzen langen Kleid sah sie<br />

bezaubernd aus. Ich hatte sie noch nicht kennengelernt. Außer ihr<br />

fiel mir noch eine andere Frau auf, die kostbaren Schmuck trug und<br />

mit «Mannie» angesprochen wurde, es war die Fürstin zu Sayn-<br />

399

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!