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kurzer Zeit sein Vermögen verloren. Er behauptete, auch mein Geld<br />

dabei verloren zu haben, obgleich ausdrücklich vereinbart war, daß<br />

das ihm Anvertraute sicher angelegt werden müsse. Es sollte später<br />

mit den anlaufenden Zinsen eine Sicherung meines Alters sein. Eine<br />

Rente hatte ich nicht. Besonders schwerwiegend war, daß dieser<br />

Verlust auch größere Beträge enthielt, die mir Bekannte erst vor<br />

kurzem auf Grund meiner großen Erfolge als Darlehen gegeben hatten,<br />

damit ich endlich den Nuba-Film fertigstellen konnte. Nicht<br />

nur, daß dieser Traum nun endgültig aus war, ich stand auch vor<br />

einem Schuldenberg, den ich abzutragen hatte. Ich war verzweifelt.<br />

Wie sollte ich das, ohne mit diesem Film herauszukommen, schaffen<br />

können! Ich war schon dreiundsiebzig und wußte nicht, wie<br />

lange meine Kräfte noch reichten. Sollte ich bis an mein Lebensende<br />

verurteilt sein, so schwer zu arbeiten und um meine Existenz<br />

kämpfen müssen, während ich mich immer mehr nach Ruhe und<br />

Frieden sehnte? In diesem Zustand von Niedergeschlagenheit,<br />

Schmerz und Schwäche war ich nahe daran, mein Leben zu beenden.<br />

Ich brauchte dieses Mal sehr lange, bis ich auch diese Krise überwand.<br />

Aber mein Wesen veränderte sich. Noch mehr als bisher begann<br />

ich, mich zu isolieren, und versuchte, meinen Schmerz in der<br />

Arbeit zu überwinden. Es waren nicht nur die finanziellen Sorgen, die<br />

mein Leben wieder überschatteten, hinzu kamen neue Attacken meiner<br />

Gegner, die es darauf anlegten, auch meine neuen Arbeiten, die so<br />

erfolgreichen Nuba-Aufnahmen, zu diffamieren. Nachdem es töricht<br />

war, mich weiterhin als «Rassistin» zu verurteilen oder meine Filme<br />

als schlecht und untalentiert abzuwerten, fand man andere Aspekte,<br />

mich im Innersten zu treffen. So schrieb die bekannte amerikanische<br />

Journalistin und Filmemacherin Susan Sontag in der «New York<br />

Times» einen großen Bericht mit der Überschrift «Fascinating<br />

Fascism», der Aufsehen erregte und auch in Deutschland veröffentlicht<br />

wurde. Ihre These war, meine Nuba-Aufnahmen beweisen, daß<br />

ich nach wie vor eine Faschistin bin. Wörtlich schrieb sie: «Eine<br />

sorgfältige Betrachtung der Fotografien in Verbindung mit dem recht<br />

weitschweifigen Text der Riefenstahl macht deutlich, daß sie unmittelbar<br />

auf ihr nationalsozialistisches Werk aufbaut. Die Nuba», schrieb<br />

sie weiter, «kann als der dritte Teil von Leni Riefenstahls Triptychon<br />

bildhafter Vergegenwärtigungen faschistischer Denkweise angesehen<br />

werden.»<br />

Diese «Denkweise» entdeckt Susan Sontag schon in den Berg-<br />

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