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größte optische Erlebnis, das ich auf allen meinen Afrika-Expeditionen<br />

hatte.<br />

Zum Lagerplatz zurückgekehrt, erwartete uns eine neue, unglaublich<br />

klingende Nachricht: Der Omda, so wurde der Mak hier bei<br />

den Südost-Nuba genannt, teilte uns mit, morgen, um die Mittagsstunde,<br />

werde in Fungor ein «Zuar» stattfinden. Das waren die<br />

Kämpfe, von denen ich schon vor Jahren erfahren hatte, die mir im<br />

Traum erschienen waren und um derentwillen ich diese abenteuerliche<br />

Reise unternommen hatte. Es gab sie also doch noch, diese<br />

Rituale. Was für ein Zufall hatte mich hierhergeführt — oder war<br />

es so etwas wie ein sechster Sinn?<br />

Am nächsten Mittag fuhren wir mit dem Omda nach Fungor.<br />

Zuerst sah ich außer vielen Bäumen nur eine gewaltige Felswand,<br />

doch dann entdeckte ich im Schatten eines Baumes eine Gruppe<br />

junger Männer. Ohne Zweifel waren dies die Kämpfer, denn einige<br />

banden sich schwere Messingringe um das Handgelenk. Sie waren,<br />

ebenso wie die Mädchen, unbekleidet und ebenfalls bemalt, nicht<br />

nur am Körper, auch in den Gesichtern. Ein jeder sah anders aus —<br />

Farben, Schmuck und Ornamente waren völlig verschieden. Am<br />

ehesten gemeinsam waren ihnen die Frisuren. An den Schläfen waren<br />

die Haare keilförmig ausrasiert, die Kopfmitte war durch weiße<br />

Federn oder ins Haar gesteckte Erdnüsse betont. Diese Gruppe<br />

unter dem Baum waren die Kämpfer aus Nyaro. Nun stürmten die<br />

aus Fungor herein. Mit federgeschmückten Köpfen liefen sie zuerst<br />

hintereinander, dann in alle Himmelsrichtungen auseinanderströmend,<br />

blieben stehen, bogen ihre Oberkörper zurück und stießen<br />

durchdringende Schreie wie Raubvögel aus. Nun sprangen auch die<br />

Nyaro-Kämpfer auf, liefen ihren Widersachern entgegen und stießen<br />

ebenfalls bis ins Mark dringende Schreie aus. Sie bewegten sich<br />

elegant wie Raubkatzen. Kein weibliches Wesen war zu erblicken.<br />

Wie ich später erfuhr, galt dies als Regel für diese ritualen Kämpfe.<br />

Zu Anfang wurden nur Scheinkämpfe ausgetragen, dann erst begann<br />

der eigentliche Kampf. Es ging so schnell vor sich, daß ich den<br />

Vorgängen kaum folgen konnte. Zuerst schlugen sich die beiden<br />

Kämpfer mit Stöcken, ähnlich Degenfechtern bei uns, allerdings<br />

werden diese Schläge mit einer so unheimlichen Wucht ausgeführt,<br />

daß sie einen Schädel, eine Hand oder ein Bein zertrümmern könnten,<br />

wenn dieser Schlag nicht mit schnellster Reaktion und größter<br />

Geschicklichkeit abgefangen wurde. Dieser Kampf mit den Stöcken<br />

dauerte nur Sekunden — dann flogen die Stöcke in die Luft, und<br />

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