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einfühlend, war er ein idealer Kamerad. Keine Arbeit war ihm zuviel,<br />

keine zu anstrengend, und mit jedem technischen Problem<br />

wurde er fertig.<br />

Bald mußte uns Ursula verlassen — die Nuba hatten auch sie in<br />

ihr Herz geschlossen. Horst fuhr sie nach Kadugli. Von dort brachte<br />

der District Offizier sie nach El Obeid. Kurz nach der Rückkehr<br />

von Horst hörte ich aus der Nähe unseres Lagerplatzes Rufe. Ich<br />

sah alle Nuba aufgeregt in eine Richtung laufen, ich rannte ihnen<br />

nach und beobachtete, wie sie in ein tiefes Loch schauten, das ich<br />

vorher noch nie gesehen hatte. Es war, seit sich Alipo ein Bein<br />

gebrochen hatte, mit Ästen und Erde zugedeckt. Vor wenigen Minuten<br />

war ein Knabe von vielleicht zwölf Jahren hineingestürzt.<br />

Die Nuba riefen hinunter — keine Antwort. Sie waren hilflos,<br />

keiner von ihnen konnte in dieses über zehn Meter tiefe Loch<br />

hinuntersteigen, da die senkrechten Wände vom Regen glattgewaschen<br />

waren. Der Vater des Jungen war verzweifelt. Mein<br />

erster Gedanke war ein Seil. Ich holte es so schnell ich konnte und<br />

verständigte Horst. Wir ließen das Seil hinunter, in der Hoffnung,<br />

der Junge könnte es ergreifen und sich hochziehen lassen. Nichts<br />

rührte sich. Mir fiel mein Klettern ein. Ich legte mir das Seil an und<br />

ließ mich, während die Nuba mich entsetzt anstarrten, von Horst<br />

abseilen, bis ich zu dem Jungen kam. Er atmete noch und winselte<br />

leise vor sich hin. Ich band den Knaben an das andere Seilende fest<br />

und ließ ihn vorsichtig hochziehen. Als ich aus dem Loch kletterte,<br />

sah ich, wie der Vater dem Kind, das doch keine Schuld hatte,<br />

heftige Schläge versetzte. Das empörte mich so sehr, daß ich mich<br />

im Augenblick vergaß und dem großen Nuba-Mann rechts und links<br />

um die Ohren schlug, worauf der mich sprachlos ansah, nichts<br />

unternahm und alle Nuba beifällig nickten. Der Junge hatte eine<br />

ziemlich schwere Rückenverletzung erlitten, Horst behandelte sie,<br />

und er wurde wieder gesund. Das Brunnenloch ließ ich zuschütten.<br />

Vor dem Beginn unserer Filmarbeit wollten wir den Nuba unsere<br />

Dias vorführen, dazu hatte ich auch 8-mm-Filme von Charlie Chaplin,<br />

Harold Lloyd und Buster Keaton mitgebracht. Aus Leinentüchern<br />

hatten wir uns eine große Leinwand genäht, und mit Hilfe des<br />

Stromaggregats konnten wir ausreichend gutes Licht erzeugen. Die<br />

Vorführungen wurden eine Sensation. Menschen, die fast noch wie<br />

in der Steinzeit lebten, die noch nicht einmal ein Rad benutzten,<br />

sahen sich plötzlich auf der Leinwand. Die Nuba haben vor Lachen<br />

geschrien und geweint. Vor allem bei den Nahaufnahmen gerieten<br />

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