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Zwei Tage später waren wir in Malakal, wo sich die Gruppe von<br />

mir trennte. Endlich war ich allein und glücklich über meine Freiheit.<br />

Malakal ist eine kleine Stadt am Nil, einige hundert Kilometer<br />

von den Nuba entfernt. Die Bevölkerung besteht aus Sudanesen,<br />

vor allem sah ich hier viele Schilluk, Nuer und Dinka. In einem<br />

leerstehenden Rasthaus fand ich eine Unterkunft, primitiver als in<br />

Kadugli. Mäuse und Ratten liefen herum, und die Tür zur Straße<br />

war nicht verschließbar. Von hier wollte ich mit dem Nildampfer,<br />

der einmal wöchentlich in Malakal anlegt, nach Juba fahren, der<br />

südlichsten Stadt des Sudan, ungefähr 120 Kilometer von der Grenze<br />

nach Uganda entfernt. Von dort wollte ich weiter nach Kenya, da<br />

mein Rückflugticket nach Deutschland ab Nairobi galt.<br />

Als ich auf dem Markt in Malakal einige Früchte und Zwiebeln<br />

einkaufte, kam ein sudanesischer Soldat auf mich zu. Seinen Gesten<br />

entnahm ich, daß er mir etwas zeigen wollte. Er führte mich<br />

zu einem Haus, in dem ich von einem hohen sudanesischen Offizier,<br />

dem Gouverneur der Upper Nile Provinz, Colonel Osman<br />

Nasr Osman, begrüßt wurde. Er war über meine Anwesenheit in<br />

Malakal bereits informiert und lud mich nun in sein Haus zum<br />

Essen ein. Ich mußte ihm viel über meine Erlebnisse bei den Nuba<br />

erzählen. Seine tolerante Einstellung gegenüber den Eingeborenen<br />

versetzte mich in Erstaunen, besonders weil er Nordsudanese war<br />

und damals zwischen Nord- und Südsudanesen schon starke Spannungen<br />

herrschten.<br />

Nach den Entbehrungen der letzten Wochen war die Mahlzeit<br />

ein unvorstellbarer Genuß. Beim Café machte mir der Gouverneur<br />

einen überraschenden Vorschlag. «Wenn Sie Lust haben», sagte er,<br />

«können Sie die Schilluks fotografieren, ich fahre in wenigen Tagen<br />

nach Kodog und besuche dort den Schilluk-König. Aus diesem<br />

Anlaß soll ein großes Fest der Schilluk-Krieger stattfinden. Wollen<br />

Sie nicht mitkommen?»<br />

Erfreut nahm ich die Einladung an. In Malakal hatte ich noch<br />

einiges zu erledigen. Ich verpackte meine belichteten Filme, die ich<br />

von hier per Luftpost absenden konnte, aber ich zitterte bei dem<br />

Gedanken, die Aufnahmen könnten verlorengehen. Bei der enormen<br />

Hitze wäre es noch riskanter gewesen, sie mitzunehmen. Meiner<br />

Mutter schickte ich ein Telegramm, um sie vor allem über<br />

meinen Gesundheitszustand zu beruhigen, und in der Tat fühlte ich<br />

mich trotz starkem Gewichtsverlust gesund wie seit Jahren nicht.<br />

Während ich über das Problem meiner Weiterreise grübelte, quar-<br />

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