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und Diener waren nicht da, so daß ich ganz allein im Haus und<br />

Garten herumspazierte. Ich fühlte mich frei und beinahe wieder<br />

glücklich. Meine Gedanken schweifen natürlich schon zu den Nuba.<br />

Schicke mir bitte einige leere Blechdosen, wo ich Tee, Zucker und<br />

Trockenmilch aufbewahren kann, und mehrere Plastikbecher. So<br />

etwas gibt es hier nicht — ich brauchte dies, falls ich doch nach<br />

den Nuba-Bergen fahren sollte.<br />

Herzlichst Deine L. K.<br />

Sayed Ahmed Abu Bakr, immer noch Chef im Ministerium für<br />

Touristik, hatte mir die Nuba-Reise im Prinzip schon genehmigt,<br />

aber ich konnte mir kein Fahrzeug beschaffen. Ein Trost war seine<br />

Einladung zu einer ungewöhnlichen Safari, an der 500 Gäste, meist<br />

Diplomaten aus vielen Ländern und Mitglieder der sudanesischen<br />

Regierung, teilnahmen. Tausend Kilometer südöstlich von Khartum<br />

sollte der Roseiresdamm am Blauen Nil eingeweiht werden, an dem<br />

mit deutscher Hilfe sechs Jahre gearbeitet worden war, anschließend<br />

der «Dinder Park», der größte Tier-Nationalpark im Sudan,<br />

besichtigt werden.<br />

Die Eisenbahnfahrt zum Roseiresdamm dauerte 31 Stunden, zwei<br />

Nächte und einen Tag. Ich hatte ein Schlafwagenabteil und konnte<br />

mich während dieser langen Fahrt gut ausruhen. In Begleitung von<br />

Abu Bakr befand sich ein junger Engländer, der in Khartum, ich<br />

glaube bei «Philips», arbeitete, aber auch Journalist war. Er kannte<br />

meine Filme und interessierte sich für alles, was ich tat. Stundenlang<br />

ließ er sich aus meinem Leben erzählen.<br />

Bei der Ankunft in Roseires schien eine strahlende Sonne. In der<br />

glühenden Hitze spürte ich noch sehr den Grad meiner Erschöpfung,<br />

und es fiel mir schwer, durch den heißen Sand zu gehen. Bis<br />

zum Damm, ein imponierendes Bauwerk, gingen wir eine knappe<br />

halbe Stunde. Ich hatte meine neue Leica mitgenommen, und beim<br />

Fotografieren vieler interessanter Motive vergaß ich meine Müdigkeit.<br />

Dann bemerkte ich, wie mir das Wasser von der Stirn lief, wie<br />

die Haut salzig wurde und wie mich dieser kurze Weg anstrengte,<br />

nur mühsam konnte ich mich noch aufrechthalten.<br />

Die Eröffnungszeremonie mit ihren Ansprachen und das in einem<br />

großen, mit Ornamenten versehenen Zelt gereichte Festmahl,<br />

dem Tänze der Eingeborenen-Stämme folgen sollten, strengten mich<br />

zu sehr an. Ich bat den jungen Engländer, mich zum Zug zurückzubringen.<br />

Der Zug hatte inzwischen rangiert, einige Waggons abge-<br />

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