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gebückt, die breiten Schultern nach vorn gebogen, und Gogo, ebenfalls<br />

gebückt, versuchte in tänzerischer Art Natus Kopf zu berühren.<br />

Gogo, über zwei Meter groß, war eine auffallende Erscheinung,<br />

schlank und fabelhaft trainiert. Er erschien mir wie David von<br />

Michelangelo. Bis jetzt hatte Natu jeden Versuch Gogos, ihn zu<br />

packen, geschickt abgewehrt.<br />

Im Ring herrschte unerträgliche Spannung. Plötzlich hatte Natu<br />

seinen Arm wie einen Pfeil nach vorn geschleudert und umschlang<br />

mit beiden Armen Gogos Hals, dieser, ebenfalls schnell reagierend,<br />

umklammerte den Hals von Natu. Beide wirbelten ineinander verschlungen<br />

durch den Ring. Die Korongo feuerten ihren Gogo an,<br />

die Masakin ihren Natu. Ich war ganz Partei und rief mit meinen<br />

Nuba: «Natu, Natu.»<br />

Ein Kampf gleichstarker Gegner, der nie in Roheit ausartete und<br />

lange dauerte. Nun drückte Natu Gogo an die Zuschauer heran,<br />

schob ihn mit der Kraft eines Stiers Zentimeter um Zentimeter<br />

durch den Ring der Zuschauer. Ich konnte die Kämpfenden nicht<br />

mehr sehen. Plötzlich hörte ich die Menge aufschreien — und schon<br />

sah ich, wie sie Natu auf die Schultern hoben, ihm einen Speer in<br />

die Hand gaben und ihn aus dem Ring trugen. Alipos Augen waren<br />

feucht geworden. Stolz auf diesen Sieg erfüllte ihn und alle Masakin-<br />

Nuba.<br />

Als ich zu ihm gehen wollte, um ihn zu beglückwünschen, sah<br />

ich hinter der Menge den Deutschen und den Engländer auftauchen,<br />

die wie zwei Polizisten nach mir Ausschau hielten. Im Höhepunkt<br />

der herrlichsten Kämpfe, die ich je gesehen hatte, kamen die<br />

beiden Männer auf mich zu, und an ihren Mienen war zu erkennen,<br />

daß sie nicht mit sich reden ließen. Sie forderten mich auf, sofort in<br />

ihren Wagen zu steigen. Das war zuviel für mich. Ich konnte doch<br />

nicht in diesem Augenblick das Fest verlassen. Ich bat, noch wenige<br />

Stunden bleiben zu können, ich flehte sie an, ich weinte — aber<br />

ohne jede Gefühlsbewegung verlangten sie, ihnen auf der Stelle zu<br />

folgen. Da bäumte es sich in mir auf, ich weigerte mich. Der Deutsche<br />

sagte: «Gut, dann bleiben Sie eben. Wir fahren. Wir verlassen<br />

morgen die Nuba-Berge.»<br />

«Nein», schrie ich sie an, «das kann ich nicht. Ich habe Sie bezahlt<br />

für vier Wochen, mit viel Geld, mit meinem letzten Geld. Erst<br />

vor acht Tagen haben wir Malakal verlassen — Sie können nicht<br />

abreisen.»<br />

«Wir können es», sagte der Deutsche zynisch, sie verließen den<br />

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