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Nurmi und damaliger Sieger im 10 000-Meter-Lauf. Obwohl er<br />

schon 75 Jahre alt ist, läuft er immer noch sehr gut — schauen Sie,<br />

jetzt überholt er Murakoso — auch schon 72 Jahre alt, er kämpfte<br />

so tapfer gegen die drei siegreichen Finnen.» Ich erinnerte mich<br />

wohl daran: Der kleine Japaner war damals im Stadion der Liebling<br />

der Zuschauer. Fast ein halbes Jahrhundert war seitdem vergangen.<br />

Unwahrscheinlich, wie geschickt die japanischen Filmleute Szenen<br />

aus den damaligen Wettkämpfen mit den Senioren nachgestaltet<br />

hatten. Am stärksten beeindruckte mich ein spannendes Finale<br />

aus dem Schwimm-Stadion, in dem der damalige Sieger im 200-<br />

Meter-Brustschwimmen, der Japaner Tetsuo Hamuro, und der Deutsche<br />

Erwin Sietas, der die Silbermedaille gewann, ältere Herren,<br />

nun Brust an Brust um den Sieg kämpften. Diesmal, nach 41 Jahren,<br />

schlug der Deutsche als erster an, der mit 62 Jahren ein wenig<br />

älter als Hamuro war. Der Japaner nahm seine Niederlage mit einem<br />

entwaffnenden Lächeln hin. Aber nicht nur die männlichen<br />

Teilnehmer hatten die Japaner eingeladen, sondern auch Damen wie<br />

Hideko Maehata, die 1936 im 100-Meter-Brustschwimmen Goldmedaillengewinnerin<br />

war und nun auch als Seniorin im Alter von<br />

63 Jahren wieder die erste wurde.<br />

Mit mir hatten die Japaner etwas anderes vor, einige Interviews<br />

mit Mr. Ogi, einem ihrer bekannten Filmkritiker, die in Berlin und<br />

in Tokio aufgenommen werden sollten. Da es ein großer Wunsch<br />

von mir war, Japan kennenzulernen, sagte ich begeistert zu.<br />

Arbeiten mit den Japanern in Berlin war eine Freude. So rücksichtsvoll,<br />

ruhig und zugleich begeisterungsfähig hatte ich selten ein<br />

Filmteam erlebt.<br />

Ende Juni kam der Tag, an dem ich das Land der aufgehenden<br />

Sonne zum ersten Mal kennenlernen sollte. Ich genoß diesen Flug,<br />

der über Moskau ging, wie ein kostbares Geschenk. Bei meiner<br />

Ankunft am Airport übergaben mir die japanischen Filmleute kleine<br />

Geschenke. Eine besondere Überraschung war ihnen gelungen.<br />

Sie hatten auch Kitei Son, den Marathonsieger von 1936, aus Korea<br />

eingeladen. Im Hotel «Okura» erhielt ich eine Suite. Dort stellte<br />

mir Mr. Ono ein sehr charmantes junges Mädchen vor, das Noriko<br />

hieß. Sie sollte mir während meines ganzen Aufenthalts als Dolmetscherin<br />

und zu jeglicher Hilfe zur Verfügung stehen.<br />

Schon am ersten Tag erlebte ich eine Vorstellung in dem berühmten<br />

Kabuki-Theater, in dem nach uralter Tradition auch die Frauenrollen<br />

von Männern gespielt werden. Es war nicht leicht, den Sinn<br />

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