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nahmen, die während meiner Abwesenheit Dieter und Walter von<br />

den mit Speeren bewaffneten Nuba gemacht hatten. Ferner behauptete<br />

er, ich hetzte die Nuba gegen die Araber auf. Als Begründung<br />

hierfür gab er an, ich spreche ihre Nuba-Sprache und lebe monatelang<br />

unter ihnen.<br />

Die Gerüchte von den Unruhen, die sich so blitzschnell verbreitet<br />

hatten, waren nicht unbegründet. Nur wenige Kilometer südlich<br />

von Tosari hatten Kämpfe zwischen Angehörigen der Schilluk und<br />

sudanesischen Soldaten stattgefunden, in die auch Nuba verwickelt<br />

waren. Die daraus entstandene Panik hatte sich auf die benachbarten<br />

Nuba-Siedlungen übertragen.<br />

Auch am nächsten Tag blieben unsere Nuba noch verschwunden.<br />

Erst nach fünf Tagen kamen die ersten zurück. Wir hatten nur noch<br />

wenige Tage für die Aufnahmen in der Seribe zur Verfügung. Ich<br />

konnte sie aber nicht nutzen. Alle Ringkämpfer von Tadoro —<br />

zehn junge Männer, unter ihnen auch Natu und Tukami — sollten<br />

nach Kadugli ins Gefängnis kommen.<br />

Zum Glück hatte es nichts mit den Unruhen zu tun. Es handelte<br />

sich um ein Vergehen, dessen sich die Nuba manchmal schuldig<br />

machten, aber noch nie waren es so viele. Ich hatte oft beobachtet,<br />

wie ehrlich sie waren. Bis auf zwei Ausnahmen kam Diebstahl bei<br />

ihnen kaum vor. In ihren Augen waren es nur «Kavaliersdelikte»,<br />

die sie trotz hoher Strafen immer wieder ausübten. Einmal ging es<br />

um eheliche Untreue, sei es vom Mann oder der Frau verübt, bei<br />

den Nuba ein schweres, aber oft vorkommendes Vergehen, das andere<br />

Mal um das Stehlen von Ziegen, das meist nur von jungen, in<br />

der Seribe lebenden Ringkämpfern ausgeübt wurde, um Freunde zu<br />

einer Mahlzeit einzuladen. Bei uns war nun folgendes geschehen:<br />

Zwei junge Nuba hatten zwei Ziegen gestohlen und die besten<br />

Ringkämpfer zu einem Festmahl eingeladen. Das hatte es noch nie<br />

gegeben. Meist waren nur zwei, höchstens drei Nuba an einer solchen<br />

Mahlzeit beteiligt. Bei dieser so großen Anzahl von «Gästen»<br />

konnte das Festessen nicht geheim bleiben. Es wurde dem «Mak»,<br />

Häuptling der Masakin, gemeldet. Diese uns so harmlos erscheinende<br />

Angelegenheit gilt bei den Nuba als schweres Vergehen. Nach<br />

ihrem Gesetz wird jedoch nicht nur der Ziegendieb zu mindestens<br />

drei Monaten Gefängnis verurteilt, sondern die gleiche Strafe trifft<br />

jeden, der nur einen Bissen der Ziege ißt. Und diesmal traf es die<br />

gesamte Elite der Ringkämpfer von Tadoro, auch Natu, Tukami<br />

und Dia. Wir konnten unsere Aufnahmen in der Seribe nicht mehr<br />

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