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warteten mich. Es ging um meine Filmkopien, die unbegreiflicherweise<br />

noch nicht eingetroffen waren, ebensowenig meine Koffer.<br />

Man hatte angenommen, ich hätte die Kopien dabei. Auch das<br />

Paket mit den Fotos und dem Werbematerial, das ich für die Biennale<br />

anfertigen ließ, hatte niemand erhalten. Wir waren ratlos. Es<br />

begann eine hektische Sucherei beim Zoll am Brenner. Meine Mutter<br />

versicherte, mein früherer Mitarbeiter habe schon einen Tag<br />

nach meiner Abreise alle Gepäckstücke abgeholt und sie der Spedition<br />

Kroll in München übergeben. Die Spedition erklärte, sie hätte<br />

dieses Gepäck nie erhalten.<br />

Plötzlich gab es eine böse Aufklärung. Meine Mutter sagte am<br />

Telefon unter Tränen, sie hätte bei der Suche nach meinem Mitarbeiter<br />

feststellen müssen, daß dieser, statt Kopien und Koffer aufzugeben,<br />

mit meinem Auto, ohne Hinterlassung einer Nachricht,<br />

spurlos verschwunden war, wobei er noch ihr Postsparbuch, ihr<br />

Bargeld und meine Fotokamera mitgenommen hatte. «Ich habe ihm<br />

vertraut» schluchzte sie, «da er immer so zuverlässig und hilfsbereit<br />

war.»<br />

Ich wollte sofort abreisen, aber die Italiener ließen es nicht zu. Ein<br />

hektischer Suchdienst wurde eingerichtet. Die Angst um meine Kopien<br />

— die einzigen, die ich damals besaß —, die Trauer, daß die<br />

Filme nun auf der «Biennale» nicht gezeigt werden konnten, und der<br />

Verlust meiner Garderobe machten mich völlig fertig — ich war nur<br />

noch ein Nervenbündel. Außer meinem Reisekostüm hatte ich nichts<br />

zum Anziehen, die Koffer mit den Abendkleidern hatte ich nicht<br />

nach Elba mitnehmen wollen — dort brauchte ich außer Badeanzügen<br />

nur Pullis und Hosen. Da erhielt ich einen überraschenden Anruf.<br />

Der Polizei in München war es gelungen, alle Gepäckstücke zu<br />

finden — in der Wohnung meines geflüchteten Mitarbeiters. Nach<br />

ihm wurde noch gefahndet. Koffer und Filmkopien waren nach<br />

Venedig unterwegs, und die Vorstellungen mußten nicht abgesagt<br />

werden.<br />

Während eines Fernsehinterviews bemerkte ich, wie mich ein<br />

älterer Herr intensiv beobachtete. Das Gesicht kam mir bekannt<br />

vor, aber ich wußte nicht, wo ich es unterbringen sollte. Nach<br />

Beendigung der Aufnahmen kam der Fremde zögernd auf mich zu,<br />

sah mich lächelnd an, hob seine Arme und — zog mich an sich,<br />

wobei er flüsterte: «Du — du». Jetzt wußte ich, wer es war: Josef<br />

von Sternberg. Er hatte sich so verändert, daß ich ihn nicht erkannt<br />

hatte. Er war ein reifer, älterer Herr geworden mit silbergrauem<br />

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