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lichen Augenblick fiel mein Blick auf eine Tabakdose aus Messing,<br />

die ich in Malakal gekauft hatte. Auf ihrem Deckel war ein Spiegel.<br />

Ich hielt die Dose hoch zur Sonne, daß sie wie Gold glänzte, und<br />

warf sie in hohem Bogen über die Köpfe der Dinka in das Gras.<br />

Während sie nach der Dose rannten, startete mein Fahrer. Ein Wunder,<br />

daß der Wagen aus dem Schlamm herauskam, und unser Glück,<br />

denn die Dinka liefen mit ihren Speeren und lautem Geheul noch<br />

lange dem Fahrzeug nach. Der Fahrer und ich hatten Todesangst,<br />

denn würde der Wagen steckenbleiben, erlebten wir die Rache der<br />

Dinka. Nur dieses einzige Mal auf meiner Expedition bin ich von<br />

Eingeborenen bedroht worden. Es war mein eigenes Verschulden.<br />

Viel zu früh brach die Dämmerung herein, die Fähre hatten wir<br />

verpaßt. Erst nachts erreichten wir den Nil. Im Sudan gibt es kaum<br />

eine Gegend, die von Moskitos so heimgesucht wird, wie der südliche<br />

Nil. Es wurde eine qualvolle Nacht.<br />

Juba<br />

Mit der ersten Morgenfähre überquerten wir den Nil, wo mich der<br />

Fahrer zum Rasthaus von Juba brachte. Es war mehr als primitiv,<br />

mit Wanzen in der Matratze. Ich hatte nur einen Wunsch, so schnell<br />

als möglich von hier fortzukommen. Aber wie? Ich war ohne Fahrzeug<br />

und fast ohne Geld. Mein Rückflugticket ging von Nairobi,<br />

und bis dorthin waren es noch einige hundert Kilometer. Zwischen<br />

Juba und Nairobi gab es damals weder eine Bahn- noch Busverbindung.<br />

Über die Chance, mich vielleicht von Lastwagen mitnehmen<br />

zu lassen, mußte ich mich aber erst informieren. Bevor ich in die<br />

Stadt ging, überlegte ich, was ich noch anziehen konnte. Die meisten<br />

Kleider waren zerrissen und von Ameisen durchlöchert. Ich<br />

konnte sie nur noch wegwerfen. Zum Glück besaß ich noch einen<br />

Rock und eine saubere Bluse.<br />

Mein erster Weg führte zum Postamt. Als ich meine Briefe in<br />

Empfang nahm, zögerte ich, sie zu öffnen. Immerhin war ein halbes<br />

Jahr vergangen, seit ich München verlassen hatte. Erleichtert atmete<br />

ich auf, meine Mutter war gesund — das einzig Wichtige. Sie<br />

hatte auch Post von mir erhalten. Weniger gut war, daß ich keine<br />

Nachricht von Ulli vorfand, dem Sekretär meines Freundes Harry<br />

Schulze-Wilde, den dieser mir in München für die Vorbereitungen<br />

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